Pussy-Riot-Aktivist: Afrikarecherchen kurz vor Erkrankung

Die russische Protestband Pussy Riot hat die mutmaßliche Vergiftung ihres Aktivisten Pjotr Wersilow mit dessen Recherchen zum Tod dreier russischer Journalisten in Afrika in Verbindung gebracht. Wersilow habe einen Tag vor seiner Erkrankung einen Bericht über die Tötung der Journalisten erhalten, sagte die Pussy-Riot-Frontfrau Nadeschda Tolokonnikowa gestern dem unabhängigen russischen Sender Doschd.

Wersilow sei der Einzige, der das Passwort für den Zugang zu dem Bericht kenne, sagte die von ihm getrennt lebende Ehefrau Wersilows. Er habe ihr gesagt, er rechne mit „sensationellen Informationen“.

Wersilow ist Gründer der Website MediaZona, die über Gerichtsverfahren gegen Menschenrechtsaktivisten und -aktivistinnen berichtet. In jüngster Zeit arbeitete er an einem Dokumentarfilm über einen der drei russischen Journalisten, die im August bei Recherchen über eine russische Söldnergruppe in der Zentralafrikanischen Republik getötet worden waren.

Bei WM-Finale auf Spielfeld gestürmt

Beim Finale der Fußballweltmeisterschaft im Juli in Moskau war Wersilow zusammen mit seiner Lebensgefährtin Veronika Nikulschina und zwei weiteren Pussy-Riot-Mitgliedern auf das Spielfeld gestürmt, um gegen die Unterdrückung politisch Andersdenkender in Russland zu protestieren.

Die vier Aktivisten und Aktivistinnen wurden zu 15 Tage Haft verurteilt. Tolokonnikowa sagte gestern im Interview mit Doschd, möglicherweise stehe die mutmaßliche Vergiftung Wersilows auch mit der Stürmung des Spielfelds beim WM-Finale in Zusammenhang.

Der 30-jährige Wersilow, der die russische und kanadische Staatsangehörigkeit hat, war am Dienstag vergangener Woche wenige Stunden nach einem Gerichtstermin in Moskau in ein Krankenhaus gebracht worden. Am Wochenende wurde er nach Berlin geflogen, wo er in der Charite behandelt wird. Die deutschen Ärzte halten eine Vergiftung für wahrscheinlich. Wersilow ist nach Angaben der Ärzte außer Lebensgefahr.