Die mögliche Entdeckung der „HM Bark Endeavour“, wie das mehrmals umgetaufte Schiff, mit vollem Namen heißt, vor der Ostküste Nordamerikas wurde bereits als „sehr wichtiger Augenblick“ für die Geschichte Australiens bezeichnet, wie der britische „Guardian“ schreibt. Andere Fachleute sind skeptisch: Der letzte Beweis, dass es sich bei dem nun entdeckten Wrack tatsächlich um Cooks Schiff handelt, steht noch aus.
Die Unterwasserarchäologen und -archäologinnen vom Rhode Island Marine Archaeology Project (RIMAP), das die Suche nach der „Endeavour“ gemeinsam mit dem Australischen Nationalen Seefahrtsmuseum durchführt, sind indes überzeugt, die „richtige“ „Endeavour“ – eigentlich hatte die britische Marine auch mehrere Schiffe des gleichen Namens – gefunden zu haben. Das berichtete der australische Medienkonzern Fairfax Media am Mittwoch in seinen Medien.
Einsatz im Unabhängigkeitskrieg
Cook startete mit seinem bekanntesten Forschungsschiff in Plymouth im August 1768 und erreichte im April 1770 die Ostküste Australiens in einer nun als Botany Bay bekannten Bucht. Der Fundort vor der US-Ostküste hingegen hängt mit der weiteren Geschichte des Schiffs zusammen.
Die „Endeavour“ war nach der Forschungsreise von der britischen Marine im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg eingesetzt worden. Sie war in „Lord Sandwich II“ unbenannt worden und wurde von den Briten als Gefängnisschiff für im Unabhängigkeitskrieg gefangene Amerikaner verwendet. 1778 wurde sie schließlich mit einem guten Dutzend anderer Schiffe vor Newport auf Rhode Island versenkt, wie der „Guardian“ weiter schreibt.
Man sei sich sicher, dass man sagen könne, welches der versenkten Schiffe die „Endeavour“ sei, wird die Leiterin des US-Projekts, Kathy Abbass, von australischen Medien zitiert. Der Direktor des Australischen Nationalen Seefahrtsmuseums, Kevin Sumption bestätigte gegenüber dem „Guardian“, dass es sich um einen „vielversprechenden Fundort“ handle. Ob es sich tatsächlich um das „Seegrab“, den „letzten Ruheort“ der „Endeavour“, handelt, wollte und konnte auch er nicht definitiv sagen. Taucher untersuchten derzeit fünf Wracks unter Wasser, um festzustellen, ob eines davon die „Endeavour“ sei, so Sumption weiter.
Auf das Holz kommt es an
Man sei gerade dabei, Holzproben aus den Schiffsrümpfen zu sammeln und forensische Untersuchungen durchzuführen. Die meisten Schiffe, die vor Newport versenkt worden seien, seien in Amerika gebaut worden, und deshalb stamme auch das Holz von dort, so Sumption. Die „Endeavour“ sei hingegen in Nordengland und daher vor allem aus Eiche gebaut worden, so der australische Fachmann. Mit „etwas guter Detektivarbeit“ könne man so die „Endeavour“ identifizieren, gibt sich Sumption zuversichtlich. Zumindest werde man dann feststellen können, ob ein in England gebautes Schiff dabei sei.
Laut Sumption weist jedenfalls ein Indiz darauf hin, dass die Unterwasserarchäloginnen und – archäologen wirklich Cooks Forschungsschiff gefunden haben könnten – die Größe der Holzreste. Denn man kenne die ungefähre Größe des „Endeavour“-Rumpfes. Und einige gefundene Holzreste passten zu einem Schiffstyp wie dem des Forschungsschiffes.
Nur ein kleines Stückchen für Australien?
Sollte es wirklich die „Endeavour“ sein, könnte es zu einer rechtlichen Auseinandersetzung zwischen den USA und Australien kommen. Die Verwaltung von Rhode Island hatte bereits 1999 die Rechte an dem Schiffsfriedhof angemeldet. Während der Fund für Australien von außerordentlicher historischer Bedeutung wäre, geht allerdings auch Sumption davon aus, dass der Zustand der gefundenen Schiffsreste nicht für eine Reise nach Australien geeignet wäre. Auch lägen alle Wracks bzw. Wrackteile auf dem unterseeischen Schiffsfriedhof durcheinander.
Die Einzelteile der „Endeavour“ zu finden und Cooks Schiff wieder zusammenzusetzen scheint so gut wie unmöglich. Wahrscheinlich hätte man nur einige Holzteile und noch einige Überbleibsel von der „Endeavour“ als Gefangenenschiff, so Sumption. Es wäre allerdings schön und von historischer Wichtigkeit, dass Teile der „Endeavour“ wieder ihren Weg nach Australien fänden, so der Museumsdirektor.