Zeichentalent bringt Unschuldigen in USA aus Gefängnis

Sein zeichnerisches Talent hat in den USA einen unschuldig verurteilten Mann nach 27 Jahren aus dem Gefängnis gebracht. Valentino Dixon war wegen eines Mordes im Jahr 1991 zu 38 Jahren Haft verurteilt worden. Gestern wurde er freigelassen, nachdem der tatsächliche Täter – zum wiederholten Mal – den Mord gestanden hatte.

Valentino Dixon
AP/Carolyn Thompson

Dixon hatte im Gefängnis begonnen, Buntstiftzeichnung von Golfplätzen anhand von Fotos anzufertigen. Ein Beamter war auf das Talent aufmerksam geworden, 2012 veröffentlichte dann das Magazin „Golf Digest“ einige seiner Bilder und erzählte seine Geschichte.

Haarsträubende Fehler beim Prozess

Das wiederum machte Gruppen, die sich für zu Unrecht Verurteilte einsetzen, auf den Fall aufmerksam. Eine Gruppe von Jusstudierenden der Uni Georgetown recherchierte ebenfalls den Fall nach. Nach und nach kamen immer mehr Unregelmäßigkeiten bei den Ermittlungen und der Gerichtsverhandlung ans Tageslicht.

Bild von Valentino Dixon
AP/David Duprey

So gab Dixon selbst an, in Buffalo, New York, in einem Geschäft gewesen zu sein, als 1991 der 17-jährige Torriano Jackson in unmittelbarer Nähe erschossen wurde. Jacksons Bruder Aaron, der neben zwei weiteren jungen Männern bei der Schießerei verletzt worden war, gab allerdings an, dass er gesehen habe, wie Dixon geschossen habe.

Aufgrund dieser Aussage des Belastungszeugen und der ihm zugeordneten Tatwaffe wurde Dixon, der wegen Drogendelikten vorbestraft und auf Kaution auf freiem Fuß war, verurteilt. Sein Pflichtverteidiger hatte keinen einzigen Zeugen aufgerufen, obwohl etliche Menschen ihn entlasteten. Auch dass keine Schmauchspuren an seiner Kleidung zu finden waren, wurde nicht gewürdigt.

Tatsächlicher Täter gestand kurz nach Tat

Vor allem aber wurde ein Geständnis des tatsächlichen Schützen nicht als solches wahrgenommen. Lamarr Scott, ein Freund Dixons, hatte wenige Tage nach der Tat nicht nur Verwandten, sondern auch lokalen Medien gegenüber die Tat gestanden. Die Behörden glaubten Scott allerdings nicht. In den folgenden Jahren wiederholte er sein Geständnis mehrmals.

Doch erst als Dixons Fall vor rund einem Jahr offiziell neu aufgerollt wurde, konnte er die Aussage auch rechtlich formal machen. Gestern sagte er im Gefängnis – er büßt wegen anderer Delikte eine Haftstrafe ab – aus. Kurz darauf wurde Dixon entlassen. Zu seinen Plänen wollte er sich nicht äußern, außer dass er vielleicht erstmals in seinem Leben einen Golfplatz ansehen will.