Oppositionskandidat gewinnt Wahl auf Malediven

Die Regierung der Malediven hat die Niederlage von Präsident Abdulla Yameen bei der Wahl gestern eingeräumt. Das Außenministerium erkannte heute in einer Erklärung den von der Wahlkommission verkündeten Sieg des Oppositionskandidaten Ibrahim Mohamed Solih an. Auch die Staatsmedien, die vor der Wahl kaum über die Opposition berichtet hatten, zeigten heute Solihs Siegesansprache.

Nach Auszählung fast aller Stimmen bei der Wahl gestern lag er mit gut 58 Prozent uneinholbar vorn, wie das Staatsfernsehen heute berichtete. Der seit 2013 regierende Amtsinhaber Abdulla Yameen, der als Favorit ins Rennen gegangen war, kam auf knapp 42 Prozent.

Sorge wegen Wahlablaufs

Solih, ein erfahrener Politiker der Maldivian Democratic Party, war als Kandidat eines Bündnisses von Oppositionsparteien angetreten. Im Wahlkampf hatte er versprochen, die Korruption zu bekämpfen.

Der 54-jährige Solih gilt als enger Vertrauter von Mohamed Nasheed, dem ersten frei gewählten Präsidenten des überwiegend muslimischen Inselstaates, der heute im Exil auf Sri Lanka lebt. In dessen Amtszeit von 2008 bis 2012 hatten die Malediven noch enge Beziehungen zum traditionellen Partner Indien gepflegt. Yameen hingegen steht China nahe.

Angesichts der Verfolgung von Oppositionellen unter Yameen hatten Beobachter Zweifel geäußert, dass es eine freie und faire Wahl werde. Am Samstag hatte es eine Razzia in Solihs Wahlkampfbüro gegeben. Größere Vorkommnisse oder ernste Beschwerden wurden bei der Wahl aber zunächst nicht bekannt.

Regierungskrise im Februar

Gewählt wurde ein halbes Jahr nach dem Ende eines 45-tägigen Ausnahmezustands, den Yameen im Februar ausgerufen hatte. Die Regierung hatte sich geweigert, eine Anordnung des Obersten Gerichtshofs umzusetzen, inhaftierte Oppositionspolitiker freizulassen.

Sie warf der Opposition einen Putschversuch vor und nahm zahlreiche Menschen fest – darunter zwei Richter des Obersten Gerichtshofs und den früheren, jahrzehntelang autokratisch regierenden Präsidenten Maumoon Abdul Gayoom, einen Halbbruder von Yameen. Alle drei wurden im Juni wegen Behinderung der Justiz zu 19 Monaten Haft verurteilt.