Sicherheitsexperten besorgt über Chrome-Update

Ein Update für den Google-Browser Chrome sorgt momentan bei Sicherheitsexpertinnen und -experten für Aufregung. In der vor wenigen Wochen veröffentlichten Version wird ein Google-Konto ungefragt auch mit dem Browser verknüpft, schrieb etwa der US-Universitätsprofessor Matthew Green gestern in einem Blog-Eintrag.

Beim Anmelden zu Diensten wie GMail wird seit der Aktualisierung der Google-Account automatisch auch im Browser hinterlegt. Zwar versichert der US-Konzern in einer Reaktion, dass es damit zu keiner Übertragung von Daten wie dem Browserverlauf an Google komme – doch neben Green befürchten zahlreiche Fachleute, dass das der nächste logische Schritt in einer zukünftigen Version sein könnte.

Übertragung von Browserverlauf muss bestätigt werden

Momentan müsse noch bestätigt werden, dass private Daten wie der Verlauf und geöffnete Tabs an Google übermittelt werden. Diese manuelle Bestätigung wird jedoch ebenfalls kritisiert, sie sei ein „Dark Pattern“, so Green: Die Funktion ist so gestaltet, dass Anwenderinnen und Anwender dazu gebracht werden, der Übertragung zuzustimmen, auch wenn das nicht von ihnen beabsichtigt wird.

Diese praktisch unbemerkte und nicht angekündigte Änderung in der Software entspreche nicht Googles üblichem Vorgehen, heißt es in der Branche. Zwar sei das Unternehmen dafür bekannt, unzählige Nutzerdaten zu sammeln – im Gegensatz zu Konzernen wie Facebook und Microsoft stand Google dafür jedoch selten in der Kritik, weil der Umfang gesammelter Daten im Normalfall klar kommuniziert wurde.

Experte fürchtet „Selbstzensur“

Der Sicherheitsexperte Green sieht durch die Änderung jedenfalls Auswirkungen auf Anwenderinnen und Anwender unabhängig davon, ob Google tatsächlich Zugriff auf den Browserverlauf erhält. Viele Studien würden belegen, dass allein durch „wahrgenommene Überwachung“ eine Art „Selbstzensur“ ausgeübt werde.

So sei es für Green fraglich, ob Nutzerinnen und Nutzer, die ihren vollen Namen und ihr Profilbild ständig im Browser sehen, sich noch wohl fühlen, Suchanfragen etwa zu mentalen Problemen zu stellen.

Marktführer unter Webbrowsern

Chrome gilt seit Jahren als Nummer eins auf dem westlichen Browsermarkt, in Statistiken führt das Google-Produkt deutlich vor Alternativen wie Mozilla Firefox und Microsofts Browser Edge. Mit dem Update auf Version 69 führte Google unter anderem eine neue Oberfläche ein, die ebenfalls in der Kritik stand.

Nun gibt es Mutmaßungen, dass das Unternehmen die Änderungen bei der Anmeldung gezielt in der umfangreichen Aktualisierung „versteckt“ habe, fasst etwa das US-IT-Portal ZDNet die Diskussion im Netz zusammen.