„Aquarius“ will Gerettete nach Marseille bringen

Das Rettungsschiff „Aquarius“ ist mit Dutzenden Flüchtlingen an Bord auf der Suche nach einem Hafen. Die Hilfsorganisation SOS Mediterranee bat Frankreich gestern um eine offizielle Anlegeerlaubnis im Hafen von Marseille. Das Schiff habe bereits Kurs auf die südfranzösische Mittelmeerstadt genommen, hieß es. Die französische Regierung forderte eine „europäische Lösung“. Das Schiff, das sich noch nahe der libyschen Küste befand, solle den „nächstgelegenen sicheren Hafen“ anlaufen.

„Einzige Option, die wir haben“

Die „Aquarius“ hatte 58 Geflüchtete vor der libyschen Küste aus Seenot gerettet und will diese nun an Land bringen. Der Hafen von Marseille sei „die einzige Option, die wir haben“, erklärte die Organisation, die das Schiff gemeinsam mit „Ärzte ohne Grenzen“ betreibt. Ansonsten könne die „Aquarius“ nicht zu weiteren Rettungseinsätzen auslaufen. Von seiner Position würde das Schiff etwa vier Tage bis Marseille benötigen.

Die französische Regierung reagierte zurückhaltend auf das Anliegen der „Aquarius“-Besatzung. „Wie wir es in den vergangenen Monaten wiederholt getan haben, suchen wir eine europäische Lösung nach dem Prinzip des nächstgelegenen sicheren Hafens“, erklärte die Regierung gegenüber der Nachrichtenagentur AFP.

Malta und Italien verweigerten „Aquarius“ das Anlegen

Seit Italiens Regierung im Sommer verkündet hatte, keine Rettungsschiffe mehr anlegen zu lassen, irrte die „Aquarius“ bereits mehrmals auf der Suche nach einem Hafen über das Mittelmeer.

Besonders dramatisch war eine Odyssee des Schiffs im Juni, nachdem es vor der libyschen Küste 630 Flüchtlinge an Bord genommen hatte. Italien und Malta verweigerten der „Aquarius“ das Anlegen, nach tagelangem Warten durfte sie schließlich in den Hafen der spanischen Stadt Valencia einlaufen, die Flüchtlinge durften von Bord gehen. Im August duften 141 Menschen erst nach langem Warten in Malta an Land gehen, nachdem sich mehrere EU-Länder zu deren Aufnahme bereit erklärt hatten.

Panama entzog Hilfsschiff Flagge

Zusätzliche Probleme hat die „Aquarius“, nachdem Panama am Wochenende angekündigt hatte, dem Hilfsschiff die Flagge zu entziehen. Ihr Verlust würde das Schiff de facto lahmlegen. Panama reagiert damit auf eine Beschwerde Italiens. Die Behörden des Landes hatten die „Aquarius“ aufgefordert, gerettete Flüchtlinge in die Ausgangshäfen in Nordafrika zurückzubringen statt sie nach Europa zu bringen. Die rechtspopulistische italienische Regierung lehnt die Aufnahme neuer Flüchtlinge grundsätzlich ab.