Filmszene aus „Die Unglaublichen 2“
DisneyïPixar
„Die Unglaublichen“

So schrill lässt sich die Welt retten

Der Superheldenfilm „Die Unglaublichen“ von Pixar war 2004 ein Riesenerfolg. Nun hat das Disney-Animationsstudio noch ordentlich eins draufgesetzt: „Die Unglaublichen 2“ hat in den USA den erfolgreichsten Kinostart eines Animationsabenteuers aller Zeiten hingelegt – und den achterfolgreichsten der Filmgeschichte überhaupt.

Das Rezept ist so einfach, dass man sich fragt, warum es nicht bei jedem Film beherzigt wird: Spannung, Spaß, gut herausgearbeitete Charaktere statt Klischees, dazu ordentlich Action und eine Prise Gesellschaftskritik, das Ganze humorvoll für die gesamte Familie gemixt. Genauso simpel hat Regisseur Brad Bird Teil eins inszeniert und jetzt auch Teil zwei. Dazwischen sorgte er übrigens nicht nur mit „Ratatouille“ (2007) für Furore, sondern drehte auch zwei Realfilme: „Mission: Impossible – Phantom Protokoll“ (2011) und „A World Beyond“ (2015).

Filmszene aus „Die Unglaublichen 2“
Disney•Pixar
Eine nicht ganz normale Familie

Bird sagt gegenüber Journalistinnen und Journalisten, es sei ihm ganz egal, ob er mit echten oder animierten Figuren arbeitet: „Es kommt allein auf die Geschichte an und ob die Zuschauer sich mit den Figuren identifizieren können.“ Das könnte in diesem Fall klappen. Eine Kernfamilie, bei der die Rollenbilder ins Wanken geraten, da finden sich viele wieder. Um eine normale Familie geht es hier selbstredend nicht. Es geht um Superheldinnen und Superhelden.

Ein Baby außer Kontrolle

Aus Teil eins weiß man, dass Superhelden zwar viele Menschen retten, dabei aber gewaltige Kollateralschäden anrichten. Deshalb wurden sie verboten – sie mussten normale Identitäten annehmen und ihre Kräfte unterdrücken. Das Verbrechen hat seine schlimmsten Feinde verloren und floriert. Ein altruistischer Unternehmer will das nicht hinnehmen und investiert in eine Imagekampagne für die Superhelden, in deren Mittelpunkt Elastigirl steht, Frau von Mr. Incredible und Mutter von drei Kids, wobei das kleinste noch ein Baby ist.

Da muss Mr. Incredible ordentlich schlucken. Seine Frau als Oberheldin und nicht er? Während sie also öffentlichkeitswirksam und actionreich die Welt rettet, kümmert er sich um die Kinder und meistert mehr schlecht als recht, was auch Eltern ohne Superheldenkräfte meistern müssen: sich zankende Kinder, die das Frühstück nicht mögen, durchwachte Nächte, der Pubertät gedankte Gefühlsaufwallungen, Revolte um der Revolte willen und vor allem – und das kennen andere Eltern nicht: ein Baby, das Superheldenkräfte hat, aber sie noch nicht kontrollieren kann.

Der patscherte Superheldenpapa

Damit ist die Themenpalette weit offen. Es geht um Gleichberechtigung in der Familie, es geht darum, als Individuum Verantwortung für das große Gesellschaftsganze zu übernehmen, es geht am Rande auch um populistische Politiker, die im Zweifelsfall stets die bessere Entscheidung dem taktischen Kalkül opfern. Für Lacher ist gesorgt, nicht nur wegen des patscherten Superheldenpapas und des unmotiviert Blitze werfenden Babys, sondern auch wegen der vielen netten Einfälle am Rande der Haupthandlung.

Filmszene aus „Die Unglaublichen 2“
Disney•Pixar
Elastigirl ist der unangefochtene Star von „Die Unglaublichen 2“

So wurde schon durch Teil eins Edna Mode zum Kultstar, und sie verteidigt diesen Status bravourös in Teil zwei. Optisch ist sie wohl an Linda Hunts Figur in „Pret a Porter“ angelehnt, obwohl viele eher Hollywoods berühmteste Kostümdesignerin Edith Head in ihr sehen. Auf entsprechende Nachfragen reagiert Regisseur nur mit einem verschmitzten Lächeln und ausweichenden Antworten wie: „Ich habe jetzt schon um die 15 Namen gehört, an die Edna die Menschen erinnert.“

Von Eiswerfern und Tunnelgräbern

Aber auch die Kollegen und Kolleginnen von Mr. Incredible und Elastigirl sind kultig, so wie der eine, der Eis wirft und darauf surft, von den bösen Monstern ganz zu schweigen, etwa dem gefräßigen Tunnelgräber. Fad dürfte jedenfalls kaum jemandem im Kino werden, den Kids nicht und auch nicht den Eltern. So unschuldig hat man selten gelacht.