Höchstrichterkandidaten Brett Kavanaugh  vor dem Justizausschuss des US-Senats
Reuters/Jim Bourg
Nach Anhörung

Trump hält an Kavanaugh fest

US-Präsident Donald Trump hält an seinem Wunschkandidaten für das oberste Gericht, Brett Kavanaugh, fest. Nach den emotionalen Anhörungen Kavanaughs und der Professorin Christine Blasey Ford bezeichnete Trump dessen Verteidigung als „kraftvoll“. Ford wirft dem Richter versuchte Vergewaltigung vor. Die Republikaner pochen nun auf eine rasche Entscheidung des US-Senats.

Trump stärkte seinem Wunschkandidaten wenige Sekunden nach der Beendigung von dessen Anhörung mit einer Twitter-Botschaft den Rücken. „Seine Aussage war kraftvoll, ehrlich und fesselnd“, schrieb der Präsident. „Richter Kavanaugh zeigte Amerika genau, warum ich ihn nominiert habe.“ Nun müsse der Senat abstimmen, verlangte Trump in seinem Tweet. An der für Freitag angesetzten Abstimmung im Justizausschuss wollen die Republikaner nicht mehr rütteln lassen.

Zugleich griff Trump die oppositionellen Demokraten scharf an und warf ihnen eine „Strategie der Zerstörung“ vor. Sie hätten versucht, die Nominierung seines Wunschkandidaten zu „verzögern“ und zu „behindern“. Laut dem Führer der Republikaner im Senat, Mitch McConnell, soll wie geplant im Justizausschuss abgestimmt werden. „Wir werden am Vormittag abstimmen und wir werden fortschreiten“, sagte McConnell.

U.S. Präsident Donald Trump
Reuters/Carlos Barria
Trump schloss eine Abkehr von Kavanaugh zwischenzeitlich nicht aus

Ford schildert versuchte Vergewaltigung

Eindringlich hatte Ford vor laufenden Kameras im Kongress ihre Vorwürfe gegen Kavanaugh bekräftigt. Die Wissenschaftlerin schilderte im Detail die Vorkommnisse während einer Party in einem Privathaus 1982, bei der Kavanaugh in betrunkenem Zustand über sie hergefallen sein soll.

Als sie um Hilfe habe rufen wollen, habe er ihr den Mund zugehalten. „Das hat mir am meisten Angst gemacht“, sagte Ford. Sie habe gefürchtet, dass er sie dabei versehentlich ersticken könnte. Ein Freund Kavanaughs sei zugegen gewesen und habe gelacht. Erst als dieser auf das Bett gehüpft sei, sei es für Ford möglich gewesen zu flüchten. „Direkt gegenüber vom Schlafzimmer war ein kleines Badezimmer. Ich rannte ins Badezimmer und verschloss die Tür.“ Die Forscherin schilderte auch langfristige psychischen Folgen, die der Angriff bei ihr verursacht habe, darunter Angstattacken und Klaustrophobie.

Christine Blasey Ford
AP/Michael Reynolds
Ford während ihrer Anhörung im US-Senat zu den Vorwürfen gegen Höchstrichterkandidat Kavanaugh

„Ich bin niemandes Spielfigur“

Zudem trat sie dem Verdacht entgegen, sie werde von den oppositionellen Demokraten instrumentalisiert, um die Beförderung des Kandidaten von Präsident Trump zu verhindern. „Ich bin eine unabhängige Person und ich bin niemandes Spielfigur“, sagte sie. „Ich bin nicht hier, weil ich mir das wünsche. Ich habe große Angst“, sagte sie gleich zu Beginn ihrer vierstündigen Aussage.

Ford sagt über Vergewaltigungsvorwürfe aus

Die Psychologieprofessorin Christine Blasey Ford sagte in ihrem Eingangsstatement, dass sie befürchtet habe, ihre Stimme würde unter jenen von Kavanaughs Anhängern „untergehen“.

Sie halte es aber für ihre „staatsbürgerliche Pflicht“, über den sexuellen Angriff zu berichten, den Kavanaugh im Jahr 1982 gegen sie – Ford war damals 15 Jahre alt – verübt habe. Ford schloss aus, dass sie den Angreifer verwechselt haben könnte. Kavanaugh sei „hundertprozentig“ der Täter gewesen.

Kavanaugh weist Vorwürfe zornig zurück

Kavanaugh trat danach auf und wies die Anschuldigung mit zornigen Worten, lautem Tonfall und verzerrtem Gesichtsausdruck zurück. „Ich habe niemals jemanden sexuell angegriffen“, sagte er. Er beklagte seinerseits dramatische Folgen der Anschuldigungen für sein Leben: „Meine Familie und mein Name sind durch diese bösartigen und falschen Anschuldigungen zerstört worden.“ An einigen Stellen seines emotionalen Vortrags konnte der 53-Jährige ein Schluchzen nicht unterdrücken.

Kavanaugh weist Vorwürfe scharf zurück

Supreme-Court-Kandidat Brett Kavanaugh wies in seinem Eingangsstatement Vergewaltigungsvorwürfe wütend zurück.

Der Jurist beschrieb sich zudem als Opfer einer „kalkulierten und orchestrierten“ politischen Kampagne, die seine Beförderung verhindern solle. Der Verlauf seines Nominierungsverfahrens sei eine „nationale Schande“. „Seit meiner Nominierung im Juli gab es eine Besessenheit aufseiten der Linken, irgendetwas zu finden, um meine Bestätigung zu verhindern.“ Dennoch werde er seine Bewerbung nicht zurückziehen. Dazu werde er sich nicht „einschüchtern“ lassen, sagte der Richter. Er stelle nicht infrage, dass Ford vergewaltigt worden sei, aber er habe nichts damit zu tun. „Ich bin unschuldig“, beendete Kavanaugh sein Statement.

Höchstrichterkandidaten Brett Kavanaugh
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Mehrmals kämpfte Kavanaugh mit den Tränen

Trump schloss Abkehr zuletzt nicht aus

Kavanaugh war im Juli von Trump für den freien Posten am Obersten Gerichtshof der USA nominiert worden. Die Ernennung bedarf der Zustimmung des Senats. Durch die Vorwürfe Fords zieht sich die Nominierungsprozedur länger hin als ursprünglich geplant. Inzwischen meldeten sich zwei weitere Frauen mit Vorwürfen sexueller Übergriffe durch Kavanaugh zu Wort. Trump hatte eine Abkehr von seinem umstrittenen Richterkandidaten zuletzt nicht ausgeschlossen. Kurz vor der Anhörung im Senat hatte Trump gesagt, er könne seine Meinung über Kavanaugh noch ändern, sollte der erzkonservative Richter „schuldig“ sein.