Arthur Arbesser
Dennison Bertram
Arthur Arbesser

Der Wiener, der Mailand erobert

Er hat sein eigenes Modelabel, ist Kreativchef der italienischen Marke Fay, hat für Giorgio Armani gearbeitet und zählt renommierte Modegrößen wie Suzy Menkes und Phoebe Philo zu seinen Fans. Die Rede ist vom 36-jährigen Wiener Arthur Arbesser, dem derzeit wohl erfolgreichsten Designer Österreichs.

„Ich kann mich erinnern, ich habe schon meine Mathematikhefte und Bücher mit kleinen Entwürfen vollgeschmiert“, sagt der in Mailand lebende Designer im Gespräch mit ORF.at. Den Wunsch, Designer zu werden, hatte er bereits in früher Kindheit. Sein konservatives Wiener Elternhaus – er ist Sohn einer Pharmazeutin und eines Juristen – sei dabei kein Hindernis gewesen, so Arbesser.

„Armani meinte, ich soll Balletttänzer werden“

Und so folgte auf die Matura dann ein Studium an der angesehenen Londoner Universität Central Saint Martins, wo vor ihm schon etwa Designerinnen und Designer wie Alexander McQueen, Stella McCartney und John Galliano studierten. Gleich nach seinem Abschluss ging er von London nach Mailand, um dort als Juniordesigner im Atelier des Modedesigners Giorgio Armani zu arbeiten. Bei Armani, der Arbesser im Scherz immer eine Karriere als Balletttänzer nahelegte und Ballerino (Anm. Tänzer) nannte, blieb der Wiener sieben Jahre.

Danach wollte Arbesser seine eigene Modelinie auf den Markt bringen. Bestenfalls bescheiden waren dabei die ihm zur Verfügung stehenden Ressourcen. Neben Arbesser selbst half ihm dreimal die Woche eine Freundin. Doch bereits kurze Zeit später gewann der Designer einen Wettbewerb der italienischen Vogue, bei dem die Modekritikerin Suzy Menkes in der Jury saß. „Sie hat sich damals besonders eingesetzt für mich“, so Arbesser.

Über Nacht zum Shootingstar

Und Menkes war auch diejenige, die Arbessers erste eigene Show, die in der Wohnung eines Freundes stattfand, besuchte. Ihr damaliges Urteil: „verblüffend“. „Wir wollten diese Präsentation zwei Tage machen, aber sind im Endeffekt eine Woche lang offen geblieben. Denn jeden Tag ist da eine Limousine nach der anderen vorgefahren. Und dann kamen plötzlich alle Chefredakteure in den sechsten Stock und haben sich diese Installation angeschaut“, sagt der Arbesser im Gespräch mit ORF.at. Gezeigt habe ihm das auch, dass es in Mailand „den Hunger nach neuem und frischem Blut gibt“.

Im Jahr 2015 folgte dann die Nominierung für den renommierten LVMH-Preis. In der Jury fanden sich neben Karl Lagerfeld, Marc Jacobs und Phoebe Philo auch Raf Simons sowie Nicolas Ghesquiere und viele mehr. Arbessers Mitstreiter waren die Shootingstars Virgil Abloh mit Offwhite sowie Vetements und Jacquemus. „Ich war damals der Einzige, der so eine One-Man-Show war. Die Nominierung hat mich international auf ein hohes Niveau katapultiert. Mir war es aber dennoch immer wichtig, meinen Job ernst zu nehmen – ich bin mein eigener größter Kritiker.“ Am Ende siegte dann das Designduo Marques Almeida.

„Das, was ich mache, ist mehr Mode“

Doch der Aufstieg in die Königsklasse der Mode war dem Wiener damit dessen ungeachtet sicher. 2017 wurde er vom italienischen Traditionshaus Fay zum Kreativchef ernannt. Sein größter Stolz sei es aber nach wie vor, seine Firma aus eigener Kraft jede Saison für sechs Monate weiterzubringen, so Arbesser.

Neben seiner Arbeit als Kreativchef bei Fay auch die eigene Marke voranzutreiben, fällt dem selbsternannten „Macher“ laut eigenen Angaben nicht schwer. Dass er dafür manchmal sieben Tage die Woche arbeiten müsse, sei für ihn kein Problem. „Fay ist eine sehr klassische Marke, konservativ, sagen wir, mehr Bekleidung. Das, was ich mache, ist mehr Mode, und insofern kann sich das Gehirn ganz gut einpendeln.“