Szene aus „a star is born“
Warner Bros. Entertainment Inc./Peter Lindbergh
Oscar-Alarm

Lady Gaga brilliert in erster Hauptrolle

Die Neufassung des Filmklassikers „A Star is Born“ mit Lady Gaga und Bradley Cooper läuft diese Woche in den heimischen Kinos an. Seit seiner Premiere bei den Filmfestspielen in Venedig gilt das Remake als Oscar-Favorit – und das, obwohl beide Hauptdarsteller mit dem Film Neuland betreten haben.

„A Star is Born“ – wenn auch etwas verspätet. Fünf Monate nach dem ursprünglich geplanten Termin feiert der Film über einen abgehalfterten Musikstar, der den Aufstieg einer von ihm entdeckten Sängerin begleitet, am Freitag nun weltweit seine Kinopremiere. In der „Oscar Season“ im Herbst und Winter veröffentlichen Studios in der Regel Filme, mit denen sie sich Hoffnungen auf den begehrtesten Filmpreis der Welt machen.

Mit der Entscheidung, den Film im Oktober statt im Mai zu zeigen, habe das Filmstudio Warner Bros. daher die Chancen auf einen Oscar erhöhen wollen, berichtete das Branchenblatt „Variety“ bereits im Dezember vergangenen Jahres. Und das scheint den Filmemachern gelungen zu sein: Bester Film, beste Regie, beste Hauptdarsteller, beste Kamera und bester Song – in all diesen Kategorien wird das Filmmusical als Favorit gehandelt. Und das nicht ohne Grund, heißt es in den internationalen Filmkritiken.

Sie steigt auf, er stürzt ab

Die Geschichte von „A Star is Born“ wurde schon mehrfach auf die Leinwand gebracht, unter anderem 1976 mit Barbra Streisand und Kris Kristofferson. Es ist die mittlerweile vierte Leinwandfassung des Welterfolgs um einen alkoholkranken Musiker, der eine junge Frau kennenlernt und ihre Karriere ankurbelt. Bei dem Remake betreten aber sowohl Lady Gaga als auch Bradley Cooper ungewohntes Terrain und zeigen sich von einer ganz neuen Seite. Die mehrfache Grammy-Preisträgerin spielt ihre erste große Kinohauptrolle. Und der aus Filmen wie „Hangover“ und „Silver Linings“ bekannte Schauspieler gibt nicht nur sein Regiedebüt, sondern übernimmt auch gleich die männliche Hauptrolle.

Cooper spielt den Sänger Jackson Maine, einen Superstar der Countryszene mit Alkohol- und Medikamentenproblem. Auf der Suche nach Hochprozentigem landet er eines Abends zufällig in einer Transvestitenbar, in der auch die Kellnerin Ally (Lady Gaga) auftritt. Jackson hört sie singen, entdeckt ihr Talent und bringt sie auf die Bühne. Durch ihn schafft auch Ally den ersehnten Durchbruch als Sängerin und Songschreiberin. Ein neuer Star ist geboren. Auftritte und eine Liebesgeschichte folgen. Doch während sie aufsteigt, stürzt er ab.

Szene aus „a star is born“
Warner Bros. Entertainment Inc./Neal Preston
Lady Gaga – ungeschminkt und nahbar überzeugt die Sängerin in ihrer ersten großen Rolle als Schauspielerin

Lady Gaga überzeugt als Schauspielerin

„A Star is Born“ beinhaltet damit alle Elemente eines hochemotionalen Dramas und einer Liebesgeschichte, die sich gegen viele Widrigkeiten behaupten muss. Dass das hier über weite Strecken so gut funktioniere, liege Filmkritikern und Filmkritikerinnen zufolge entscheidend an den beiden Hauptdarstellern, die auch privat befreundet sind: Cooper brilliere in der Rolle als depressiver und selbstzerstörerischer Countrysänger, dessen glanzvolle Tage längst vorüber scheinen.

Die meisten Kritiken sind sich ebenfalls einig, dass Lady Gaga beweist, dass sie nicht nur eine erfolgreiche Musikerin ist, sondern auch als Schauspielerin Talent besitzt. Lady Gaga beherrscht die dafür notwendigen Nuancen und überzeugt besonders in den stilleren und emotionaleren Szenen: das erste Kennenlernen mit Jackson Maine, die Angst vor dem ersten Auftritt, die Verzweiflung, wenn etwas nicht so klappt wie erhofft.

Szene aus „a star is born“
Warner Bros. Entertainment Inc./Clay Enos
Eine unscheinbare Kellnerin wird von einem erfolgreichen Countrysänger entdeckt – Feminismus sieht anders aus

Allerdings halte „A Star is Born“ diese Intensität nicht über die mehr als 130 Minuten des Films, heißt es in einigen Kritiken. So viel Zeit sich Cooper anfangs für das Kennenlernen nehme, so schnell erzähle er in der zweiten Hälfte von Allys Aufstieg, dass es streckenweise gehetzt und unstimmig wirke.

Auch das klassische Aschenputtelmotiv – erfolgreicher Mann entdeckt unscheinbares Mädchen – wirkt im Jahr 2018 veraltet und hätte durchaus ein modernes „Makeover“ erfahren dürfen. Denn eine ungeschminkte Lady Gaga allein reicht dafür nicht aus.

Szene aus „a star is born“
Warner Bros. Entertainment Inc./Clay Enos
Das Filmmusical glänzt vor allem mit seinen Liedern, die von Gaga und Cooper eigens dafür geschrieben wurden

Eigens komponierte Lieder

Eine entscheidende Stärke des Films sind hingegen die Lieder, von denen Lady Gaga und Cooper einige extra für „A Star is Born“ geschrieben haben. Cooper hat innerhalb von eineinhalb Jahren Singen und Gitarre spielen gelernt, alle Musikszenen sind zudem live aufgenommen.

Die Lieder sind es auch, die das Werk schließlich zu seinem Finale tragen. Dabei wird deutlich, dass „A Star is Born“ als großes Hollywood-Liebesdrama angelegt ist – und als solches trotz kleinerer erzählerischer Schwächen bestens funktioniert.