Sans Forgetica: Neue Schrift soll Gedächtnis unterstützen

In Australien hat ein Forschungsteam eine eigene Schrifttype entwickelt, die dabei helfen soll, sich den Inhalt des in der Type gesetzten Textes besser zu merken.

An der RMIT-Universität in Melbourne haben Expertinnen und Experten in Verhaltenspsychologie und Design zusammen die Type Sans Forgetica entwickelt. Die Wirksamkeit der Schrift wurde laut RMIT bereits an 400 Studierenden erprobt. Dabei zeigte sich eine kleine Zunahme beim Inhalt, an den man sich erinnern kann: 57 Prozent bei Text in Sans Forgetica gegenüber 50 Prozent in Arial.

Die Schrift ist schräg nach links geneigt (sieben Grad), und jeder Buchstabe ist unvollständig. Die meisten sind durch einen Spalt durchbrochen.

Arbeitet mit psychologischem Effekt

Laut der Marketingexpertin und Mitentwicklerin Janneke Blijlevens arbeitet der Font mit dem psychologischen Effekt der “wünschenswerten Schwierigkeit". Die häufig verwendeten Schrifttypen seien oft sehr ähnlich. „Man schaut sie an, und oft wird dabei keine Erinnerungsspur geschaffen.“

Wenn ein Font umgekehrt zu unterschiedlich von anderen ist, kann das Gehirn ihn nicht oder nur schwer verarbeiten, und die Information bleibt nicht erhalten.

„Genau in der Mitte“

Sans Forgetica, davon ist Blijlevens überzeugt, liege „genau in der Mitte, wo gerade genug an Erschwernis eingebaut ist, um dieses Abspeichern von Information zu aktivieren“.

Laut dem Typografen und Mitentwickler Stephen Banham versucht das Gehirn „ganz automatisch, diese Formen zu vervollständigen, und das führt dazu, dass das Lesen verlangsamt und das Gedächtnis aktiviert wird“, so Banham gegenüber der britischen Tageszeitung „Guardian“.

„Um Himmels willen, keine Romane“

Entwickelt wurde die Type mit Blick auf Studierende, die für ihre Abschlussprüfungen lernen und in kurzer Zeit viel Information lesen und speichern müssen. Nach Angaben der Universität kann sie auch beim Sprachenlernen helfen – und etwa älteren Menschen beim Gedächtnistraining.

Auch beim Lektorieren könnte die Schrifttype möglicherweise helfen. Laut Banham ist die Schrift vor allem für kürzere Texte geeignet: „Um Himmels willen, man sollte keine Romane in der Type drucken, das würde wohl Kopfschmerzen verursachen.“