Juncker warnt vor neuem Balkan-Krieg

EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker sieht eine realistische Beitrittsperspektive für die Staaten des Westbalkans als Voraussetzung für die Stabilität der Region an. Sollten die EU-Staaten die Beitrittsperspektiven für Bosnien, Albanien, Serbien, Mazedonien, Montenegro und das Kosovo nicht ernst meinen, könne das einen neuen Krieg entfachen, sagte Juncker gestern in einer Rede vor dem österreichischen Parlament.

„Wenn in dieser hochkomplizierten Landschaft Europas der Eindruck entstehen würde, es wäre uns nicht ernst mit der europäischen Beitrittsperspektive für den Westbalkan, dann werden wir später – oder wahrscheinlich früher – wieder das erleben, was wir in den 90er Jahren auf dem Balkan erlebt haben“, sagte Juncker in der Wiener Hofburg mit Blick auf die Kriege in Ex-Jugoslawien.

Weg zum EU-Beitritt „noch lang“

Juncker räumte zugleich ein, dass der Weg für die Staaten zum EU-Beitritt „noch lang“ sei. Zwar hätten sie Fortschritte gemacht – aber „nicht ausgeprägt genug“. Der EU-Kommissionspräsident schlug vor, in der Zwischenzeit einen „Wirtschaftsraum“ anzubieten, „in dem sie sich zum Teil so benehmen können, wie sie sich als Mitgliedstaaten eines Tages (benehmen) können werden“.

Die früheren jugoslawischen Teilrepubliken Slowenien und Kroatien sind bereits EU-Mitglieder. Bosnien, Albanien, Serbien, Mazedonien, Montenegro und das Kosovo befinden sich hingegen noch in unterschiedlichen Etappen ihrer Beitrittsgespräche mit Brüssel. Mit Serbien und Montenegro hat die EU offizielle Beitrittsverhandlungen begonnen. Albanien und Mazedonien haben dagegen noch den Kandidatenstatus. Bosnien und das Kosovo haben noch den weitesten Weg vor sich, sie sind lediglich „potenzielle Kandidaten“.