Kern hatte am 18. September seinen Rücktritt als SPÖ-Chef angekündigt, aber angefügt, dass er bei der EU-Wahl als Spitzenkandidat für die SPÖ antreten werde und darüber hinaus auch eine europaweite Spitzenkandidatur für die Sozialdemokraten anstrebe. Die SPÖ-Parteigremien hatten Kern darauf hin bereits als Spitzenkandidat abgesegnet.
Nachdem Pamela Rendi-Wagner in der vergangenen Woche die Führung der Partei übernommen hatte, wurden SPÖ-intern aber Rufe lauter, die sich wegen des chaotischen Abgang Kerns gegen dessen Spitzenkandidatur aussprachen.
Wird Schieder Spitzenkandidat für EU-Wahl?
Als möglicher neuer Spitzenkandidat wurde der bisherige Klubobmann Andreas Schieder gehandelt, der auch schon Interesse an einem Wechsel nach Brüssel bekundet hatte und von der Wiener SPÖ auf deren Kandidatenliste für die EU-Wahl gesetzt worden war.
„Ich sehe meinen Platz weiter hier im Hohen Haus“, sagte Schieder unmittelbar nachdem er seinen Job als geschäftsführender Fraktionschef im Parlament an Rendi-Wagner hatte abgeben müssen. Zu diesem Zeitpunkt war auch wohl SPÖ-intern noch keine Rede von einem nun offenbar bevorstehenden Totalrückzug Kerns.
Als weitere mögliche Kandidatin für die EU-Wahl Ende Mai 2019 gilt die derzeitige Delegationsleiterin der SPÖ im EU-Parlament, Evelyn Regner. Ihr Manko ist allerdings die geringe Bekanntheit hierzulande, fachlich gilt sie als unumstritten.
Präsidiumsklausur am Sonntag
Das Präsidium der SPÖ trifft sich am Sonntag in Wien jedenfalls zu einer Klausurtagung. Eigentlich hätte am Wochenende der Parteitag mit der Wiederwahl Kerns zum Vorsitzenden stattfinden sollen. Nach dessen Rücktritt von der Parteispitze ist das aber obsolet.
Themen für die Sitzung am Wiener Hausberg Kahlenberg wollte Parteichefin Rendi-Wagner Mitte der Woche nicht nennen. Doch wird sich – im Falle eines Rücktritts von Kern – vieles um die neue Spitzenkandidatin oder den neuen Kandidaten drehen.