Babyraub in Franco-Diktatur: Arzt entgeht Verurteilung

Im ersten Prozess um den Diebstahl von Babys während der Franco-Diktatur in Spanien ist der angeklagte ehemalige Arzt schuldig gesprochen worden.

Taten verjährt

Das Gericht in Madrid verzichtete heute aber wegen Verjährung der Vorwürfe auf eine Verurteilung des früheren Frauenarztes Eduardo Vela. Die Staatsanwaltschaft hatte elf Jahre Haft für den 85-Jährigen gefordert.

Ines Madrigal
APA/AFP/Javier Soriano

Vela war angeklagt, im Jahr 1969 die heute 49-jährige Klägerin Ines Madrigal ihrer leiblichen Mutter Ines Perez weggenommen zu haben. Er soll sie einer anderen Frau gegeben haben, die keine Kinder bekommen konnte.

Arzt bestritt Vorwurf

Während des Prozesses bestritt Vela den Vorwurf, die Geburtsurkunde gefälscht und die andere Frau fälschlich als leibliche Mutter des neugeborenen Kindes eingetragen zu haben. An der mittlerweile nicht mehr existierenden Klinik San Ramon in Madrid soll es nach Angaben von Insidern Tausende solcher Fälle gegeben haben.

Historikerinnen und Historiker sowie Aktivistinnen und Aktivisten vermuten, dass unter der rechten Militärdiktatur von General Francisco Franco Zehntausende Babys ihren leiblichen Eltern gestohlen wurden. Nach dem Spanischen Bürgerkrieg (1936–1939) traf das vor allem regierungskritische Eltern. Später wurde die Praxis auch auf uneheliche Kinder und Kinder von Armen ausgeweitet.

Häufig waren Mitglieder der katholischen Kirche verwickelt. Die Babys wurden den Müttern gleich nach der Geburt weggenommen. Häufig hieß es, sie seien gestorben. In Wirklichkeit wurden die Babys jedoch kinderlosen Paaren gegeben oder an diese verkauft, die sie dann als ihre eigenen aufzogen.