Google-Plus-App auf einem Smartphone
ORF.at/Christian Öser
Google schließt Soziales Netzwerk

Aus für Google+ nach Datenleck

Ein Datenleck bei Googles Sozialem Netzwerk Google+ besiegelt nun dessen endgültiges Aus. Wie der Konzern am Montag in einem Blogeintrag bekanntgab, wird Googles Versuch, im Markt der Sozialen Netzwerke mitzumischen, bis August 2019 eingestellt. Die Sicherheitslücke behielt der Konzern unterdessen über Monate für sich.

Die Schwachstelle, deren Details nun veröffentlicht wurden, erlaubte App-Entwicklerinnen und -Entwicklern unberechtigten Zugang zu einigen an sich privaten Daten in Profilen. Betroffen seien Angaben wie Name, E-Mail-Adresse sowie Informationen über Beschäftigung, Geschlecht und Alter, heißt es vonseiten Googles.

Andere Daten seien nicht betroffen. Der Fehler sei bereits im März 2018 entdeckt und umgehend behoben worden. Die Lücke habe aber bereits seit 2015 bestanden, berichtete das „Wall Street Journal“ unter Berufung auf interne Unterlagen des Internetkonzerns. Bis zu 438 Applikationen hatten laut Google Zugriff auf diese Informationen, rund 500.000 Profile seien insgesamt betroffen – allerdings gebe es „keine Beweise“, dass jemand von diesem Fehler gewusst habe oder dass Daten entwendet wurden.

Google wollte Vergleich zu Datenaffäre verhindern

Google habe die Öffentlichkeit aus Angst vor einer möglichen Prüfung durch die Regulierungsbehörden nicht informiert, wie „Wall Street Journal“ aus einer internen Notiz zitiert. Der Fall hätte an die Datenaffäre bei Konkurrent Facebook erinnert, durch welche das Unternehmen Cambridge Analytica an Millionen Nutzerdaten gelangte.

Duell mit Facebook verloren

Mit dem Ende von Google+ für Verbraucherinnen und Verbraucher – unternehmensintern soll die Plattform weiter bestehen – verabschiedet sich der Konzern aber auch offenbar endgültig von dem Versuch, ein eigenes Soziales Netzwerk in der Form von Facebook bereitzustellen.

In einer Umfrage hätte sich „herauskristallisiert, was wir schon eine Zeit lang gewusst haben“, so Google: Während „viel Mühe und Engagement“ in die Entwicklung von Google+ geflossen sei, sei es von Anwenderinnen und Anwendern nicht angenommen worden. So würden 90 Prozent der Interaktionen weniger als fünf Sekunden dauern.

Die Einstellung solle nach einer zehnmonatigen Übergangszeit Ende August kommenden Jahres abgeschlossen werden. Damit gesteht Google auch offiziell die bereits klare Niederlage im Wettbewerb der Sozialen Netzwerke mit Facebook ein.

Soziales Netzwerk startete 2011

Google+ startete im Jahr 2011. Schon bald stellte sich heraus, dass das Soziale Netzwerk von Google nicht mit Facebook konkurrieren werde. Lange Zeit zögerte der Konzern, Daten zur Nutzung des Netzwerks bekanntzugeben. Nach Bekanntwerden des Datenlecks betonte Google jetzt jedoch, dass der Dienst praktisch keine Rolle mehr spiele.

Damit reiht sich Google+ in andere Projekte des Suchmaschinengiganten ein, die nicht Fuß fassen konnten. Darunter befinden sich auch mehrere Soziale Netzwerke und vergleichbare Dienste, wie etwa Google Wave. Durch Googles Geschäft mit Werbung in ihrer Suchmaschine sowie Diensten wie Gmail und dem Videoportal YouTube bringen solche Rückschläge das Unternehmen jedoch kaum aus dem Gleichgewicht. An der Börse verlor Google nach der Ankündigung nur geringfügig.

Google kündigt neue Datenschutzeinstellungen an

Größere Auswirkungen dürften unterdessen Änderungen beim Betriebssystem Android haben, das auf Mobiltelefonen und anderen Geräten von Hunderten Millionen Menschen läuft. Künftig werden Anwenderinnen und Anwender präziser bestimmen können, welche Daten sie mit einer App teilen wollen, wie Google ankündigte. Grundsätzlich würden weniger Apps Zugriff auf Anruflisten und SMS-Daten bekommen.

Außerdem werde auch der Zugriff von Apps auf die E-Mails in Googles Gmail-Dienst stärker eingeschränkt. Das „Wall Street Journal“ hatte im Sommer berichtet, App-Entwickler verwendeten zum Teil E-Mails von Nutzern, um Algorithmen etwa für automatische Antworten zu trainieren. Das hatte für Kritik gesorgt.