Fall Chaschukdschi: Saudi-Arabien weist Mordvorwurf zurück

Saudi-Arabien bestreitet weiter jegliche Mitschuld am Verschwinden des Reporters Dschamal Chaschukdschi (Jamal Khashoggi) und sieht sich durch „falsche Anschuldigungen“ in schlechtes Licht gerückt. Es sei eine „Lüge“ zu behaupten, die Führung in Riad habe den Journalisten ermorden lassen, so Innenminister Prinz Abdel Azizi bin Saud bin Najef in der Nacht auf heute.

Die Regierung des Königreichs sei „ihren Prinzipien, Regeln und Traditionen verpflichtet“ und handle im Einklang mit internationalen Gesetzen und Abkommen, unterstrich das Innenministerium in einer Serie von Tweets. Zuvor war ein Team von Ermittlern aus Riad in Ankara eingetroffen, um gemeinsam mit den einheimischen Behörden zu ermitteln.

Bericht: Regierung besitzt kompromittierende Aufnahmen

Chaschukdschi hatte am 2. Oktober das saudische Konsulat in Istanbul betreten, um Papiere für seine geplante Hochzeit mit einer Türkin abzuholen. Seither wird der Journalist vermisst. Türkische Regierungs- und Geheimdienstkreise behaupten seit Tagen, dass Chaschukdschi im Konsulat ermordet wurde.

Täglich tauchen neue Schilderungen dazu in Medien auf, wodurch die Affäre weiter an Brisanz gewinnt. So berichtete die „Washington Post“, türkische Regierungsvertreter hätten ihren US-Kollegen versichert, im Besitz kompromittierender Ton- und Videoaufnahmen aus dem Konsulat zu sein. Diese belegten angeblich, dass saudische Agenten ihren Landsmann dort töteten und seine Leiche zerstückelten.

Eine offizielle Bestätigung für die Existenz der Aufnahmen gibt es von türkischer Seite bisher nicht. Aus dem Präsidentenpalast in Ankara hieß es: „Wir haben keine Informationen zu Video- oder Audioaufnahmen.“

Trump will König anrufen

Heikel ist Chaschukdschis Verschwinden nicht zuletzt für US-Präsident Donald Trump, der viel auf seine Allianz mit Saudi-Arabien gibt. Der 33-jährige saudische Kronprinz Mohammed bin Salman pflegt besonders enge Beziehungen zu Trumps Berater und Schwiegersohn Jared Kushner. Sein jüngerer Bruder – Prinz Khalid bin Salman bin Abdulaziz – ist Botschafter des Königreichs in Washington.

Trump kündigte nun an, er wolle den saudischen König Salman wegen des Falls bald anrufen. „Das ist ein sehr ernstes Thema und wir sehen es uns ernsthaft an“, versicherte der US-Präsident. Noch wisse niemand wirklich, was in dieser „schrecklichen Sache“ geschehen sei, sagte Trump. Er betonte aber: „Wir werden herausfinden, was passiert ist.“

Lagarde reist nach Riad

Die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde, wird unterdessen trotz der Berichte über den möglichen Mord an dem saudischen Regimekritiker zu einer großen Investmentkonferenz reisen, die am 23. Oktober in Riad beginnt.

„Meine Absicht ist, meine Pläne nicht zu ändern“, sagte Lagarde zum Abschluss der Jahrestagung von IWF und Weltbank in Indonesien. „Es sind furchtbare Dinge berichtet worden“, sagte Lagarde. „Aber ich muss meinen Job für den IWF machen.“ Die frühere französische Finanzministerin sagte jedoch: „Ich werde meine Meinung sagen.“