Internationaler Appell zu Aufklärung von Fall Chaschukdschi

Deutschland, Frankreich und Großbritannien haben in einer gemeinsamen Erklärung Aufklärung im Fall des verschwundenen saudischen Journalisten Dschamal Chaschukdschi gefordert. „Wir nehmen diesen Vorfall überaus ernst“, heißt es in dem gestern veröffentlichten Schreiben der Außenminister der drei Staaten. Die Botschaft sei direkt an die saudischen Behörden übermittelt worden.

Die Außenminister verlangen darin „glaubhafte Ermittlungen, um die Wahrheit ans Licht zu bringen“. Es müssten gegebenenfalls jene, die für das Verschwinden des Journalisten verantwortlich seien, identifiziert und zur Rechenschaft gezogen werden. „Wir ermutigen in diesem Zusammenhang gemeinsame saudisch-türkische Bemühungen und erwarten vonseiten der Regierung Saudi-Arabiens eine detaillierte und umfassende Antwort.“

Berlin, Frankreich und London teilten die große Sorge, die bereits von den Vereinten Nationen und der Europäischen Union geäußert wurde, heißt es in der Erklärung. „Die Verteidigung der freien Meinungsäußerung und einer freien Presse sowie die Gewährleistung des Schutzes von Journalisten stellen für Deutschland, Frankreich und Großbritannien zentrale Prioritäten dar.“

Erdogan-Telefonat mit König Salman

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan telefoniert erstmals seit dem Verschwinden Chaschukdschis mit Saudi-Arabiens König Salman. In dem Gespräch sei es darum gegangen, „Licht in den Fall“ zu bringen, verlautete aus dem türkischen Präsidialamt. Das Außenministerium in Riad erklärte, Salman habe in dem Telefonat die „soliden“ Beziehungen zwischen beiden Ländern beschworen. Niemand solle „die Stärke dieses Verhältnisses unterlaufen“. Außerdem habe König Salman dem türkischen Staatschef dafür gedankt, dass er einer gemeinsamen Untersuchungskommission beider Länder zur Aufklärung des Falls zugestimmt habe.

Riad auf Konfrontationskurs zu USA

Saudi-Arabien ging unterdessen im Streit über die mutmaßliche Ermordung des Journalisten auf offene Konfrontation zu den USA. Hintergrund sind Äußerungen von Präsident Donald Trump, dass Saudi-Arabien mit einer „schweren Bestrafung“ rechnen müsse, wenn der prominente saudische Regierungskritiker und Journalist Chaschukdschi von einem saudischen Kommando in Istanbul getötet worden sein sollte.

Die staatliche saudische Nachrichtenagentur Spa berichtete heute unter Berufung auf nicht näher genannte offizielle Quellen, dass jede Handlung gegen das Land „mit einer größeren Handlung“ beantwortet werde. Das Königreich weise jeden Versuch zurück, ihm schaden zu wollen, sei es durch Drohungen, das Erlassen von Wirtschaftssanktionen, politischen Druck oder die Wiederholung falscher Anschuldigungen.

Chaschukdschi hatte am 2. Oktober das saudische Konsulat im türkischen Istanbul betreten, um Papiere für seine geplante Hochzeit mit einer Türkin abzuholen. Seither wird der Journalist vermisst. Türkische Regierungs- und Geheimdienstkreise streuen seit Tagen die These, dass Chaschukdschi im Konsulat ermordet wurde. Saudi-Arabien weist das zurück. Der Journalist schrieb auch in westlichen Medien wie der „Washington Post“.