Es scheitert vor allem an Land für den Streckenbau – immerhin 1.400 Hektar Fläche sind für das Projekt nötig. Innerhalb der letzten zwölf Monate konnten jedoch gerade einmal 0,9 Hektar Land akquiriert werden. Die Zahl ist eine offizielle Angabe der National High Speed Rail Corporation, jener staatlichen Firma, die mit dem Bau des Prestigeprojekts von Premierminister Narendra Modi befasst ist.
Gegenwind kommt von Landbesitzern entlang der geplanten Trasse, vornehmlich Bauern. Sie sind unzufrieden mit den vom Staat angebotenen Kompensationszahlungen. In Anbetracht des Umstands, Land abtreten zu müssen, halten sie sie für zu gering, wie die „South China Morning Post“ berichtete. Dabei scheitert das Projekt eigentlich nicht am Geld: Japan finanziert gut vier Fünftel der Kosten.
Züge sollen schon 2023 rollen
Entsprechend wird die gut 500 Kilometer lange Strecke zwischen Ahmedabad, der größten Stadt in Modis Heimatbundesstaat Gujarat, und der Finanz- und Filmmetropole Mumbai mit einer Bahn des japanischen Shinkansen-Typs betrieben werden. Der Zeitplan wirkt angesichts der bisherigen Fortschritte zu ambitioniert – rollen sollen die Züge schon ab 2023.
Am Widerstand der Landbesitzer scheitert derzeit der Fortschritt einiger laufender Prestigeprojekte der Regierung im Bereich Infrastrukturausbau. Das zeigt ein Blick auf die Zahlen: Insgesamt wurden bis zum Ende des dritten Quartals 2018 Projekte im Wert von 754 Mrd. Rupien (8,89 Mrd. Euro) fertiggestellt. Geplant waren hingegen Ausgaben in der Höhe von zwei Billionen Rupien (23,56 Mrd. Euro).
„Hoher Stellenwert“
„Das Projekt hat einen besonders hohen Stellenwert, viele Augen sind darauf gerichtet“, so Nilanjan Mukhopadhyay, politischer Analyst und Autor einer Biografie über Modi. „Wenn Menschen zu protestieren beginnen, dann zehrt das am Image Modis als jemand, der die Dinge makellos durchbringt“, so Mukhopadhyay. Tatsächlich hat eine Gruppe von Betroffenen ein Verfahren gegen den staatlichen Landkauf angestrengt – befasst ist mit dem Streit mittlerweile das oberste Gericht des Bundesstaats Gujarat.
Widerstand kein Einzelfall
Es ist nicht der erste Fall von Eigentümerprotesten gegen staatliche Landübernahme: Vor etwa zehn Jahren kämpfte Indiens größter Automobilhersteller Tata Motors mit wütenden Protesten – der Konzern musste die Pläne für den Bau einer Fertigungsanlage im Bundesstaat Westbengalen verwerfen und stattdessen woanders bauen. Auch die Auslieferung des damals günstigsten Autos, des Nano, verzögerte sich damit. Ähnlichen Widerstand erlebte die weltweit größte Erdölfördergesellschaft Saudi Aramco rund um den Bau einer Raffinerie im Bundesstaat Maharashtra.
Kredit Japans an Indien
Zum Start des Projekt hieß es, dass der Kostenumfang 17 Mrd. Dollar (etwa 14,2 Mrd. Euro) betragen soll. Es handelt sich um einen Kredit Japans an Indien, der zu einem Zinssatz von 0,1 Prozent in den nächsten 50 Jahren zurückzuzahlen ist. Die Arbeiten würden 20.000 Arbeitsplätze in Indien schaffen, hieß es bei der Präsentation des Projekts im Vorjahr.
„Ein starkes Indien ist gut für Japan, und ein starkes Japan ist gut für Indien“, sagte Japans Regierungschef Shinzo Abe anlässlich des feierlichen Spatenstichs euphorisch. Indiens Züge transportieren täglich etwa 20 Mio. Menschen. Das Schienennetz ist veraltet, und es kommt häufig zu Entgleisungen.