Eine Uhr
APA/dpa/Sebastian Willnow
Zeitumstellung

Einmal geht noch

Am Sonntag um 3.00 Uhr Früh sind die Uhren um eine Stunde zurückgestellt worden – und es könnte tatsächlich das letzte Mal gewesen sein. Denn führt Österreich entweder die dauerhafte Sommer- oder die Normalzeit ein, dann müssen die Uhren nur mehr bei Überschreitung einer anderen Zeitzone umgestellt werden. Bis dahin heißt es aber: noch einmal Normalzeit.

Mindestens genauso oft wie die Zeit umgestellt wird, genauso oft sorgt das Thema auch für Debatten. Als angenehm empfinden die Fans der Normalzeit die dazugewonnene Extrastunde, die zum nächtlichen Feiern oder Ausschlafen genutzt werden kann – vorausgesetzt Familie und Arbeitsumstände lassen das zu.

Gegnerinnen und Gegner beklagen dagegen den „Minijetlag“, der die innere Uhr durcheinanderbringt. Denn die Umstellung der realen Uhr eine Stunde vor oder zurück entspricht immerhin dem Sprung in die nächste Zeitzone – also zum Beispiel nach Griechenland oder Portugal.

Gewöhnungsphase für Biorhythmus

Wenn der Tag dann auf einmal eine Stunde länger dauert, passen innere und äußere Uhr bei vielen Menschen nicht mehr zusammen. In der Regel dauert es nicht länger als maximal zwei bis drei Tage, bis sich Körper und Geist an den neuen Umstand gewöhnt haben. Die gesundheitlichen Implikationen sind der Meinung vieler Expertinnen und Experten zufolge jedoch halb so schlimm, und auch Haustiere gewöhnen sich meist schnell.

Die Zeitumstellung

Laut EU-Richtlinie zur Regelung der Sommerzeit werden die Uhren in Österreich jedes Jahr am letzten Sonntag im März um 2.00 Uhr (MEZ) auf 3.00 Uhr (MESZ) vorgestellt. Am letzten Sonntag im Oktober werden die Uhren von 3.00 Uhr (MESZ) auf 2.00 Uhr (MEZ) zurückgestellt.

Wer sensibel auf die Umstellung von Sommerzeit auf Normalzeit reagiert, dem empfehlen Ärztinnen und Ärzte, einfach an den Abenden davor etwas später als gewohnt zu Bett zu gehen. Ein Verzicht auf Alkohol, Kaffee und andere aufputschende Getränke kann zusätzlich fördernd der Umgewöhnungsphase entgegenwirken. Auch leichte Mahlzeiten am Abend werden empfohlen, und Frühsport kann sich positiv auf den Organismus auswirken – all das freilich nicht nur in Zeiten der Zeitumstellung.

Auffallen wird die „Bonusstunde“ vor allem Menschen, die einen besonders durchgeplanten und regelmäßigen Alltag haben. Das trifft zum Beispiel auf viele Kinder zu, da sie häufig zur selben Zeit schlafen gehen und aufstehen. So kann es bei Kindern etwas länger dauern als bei Erwachsenen, bis sie sich an die neue Zeit gewöhnt haben. Eine schrittweise Verschiebung der Abendessens- und Schlafenszeit kann erleichternd wirken – und das nicht nur für den Nachwuchs, sondern auch für Eltern, die so vielleicht nicht „eine Stunde zu früh“ geweckt werden.

Normalzeit läutet kühle Jahreszeit ein

Manchmal dient die Normalzeit auch als Sündenbock für die unaufhaltsame Winterzeit, dazu fallen häufig die Begriffe Herbst- und Winterdepression. Triste Stimmung in der kalten Jahreszeit hat Expertinnen und Experten zufolge aber weniger mit der Normalzeit zu tun, sondern vielmehr mit den kürzeren Tageslichtzeiten.

Denn Sonnenlicht kann sich positiv auf den menschlichen Körper auswirken. In der lichtarmen Jahreszeit wird in der Regel weniger Serotonin ausgeschüttet, was Niedergeschlagenheit und Stimmungstiefs auslösen kann. Zusätzlich produziert die Zirbeldrüse im Gehirn mehr Melatonin, wenn weniger Licht auf die Netzhaut fällt. Melatonin ist für den Schlafrhythmus mitverantwortlich, kann schläfrig machen und Antriebslosigkeit verursachen.

Stimmungstiefs vorbeugen

Auch bei Stimmungstiefs raten Expertinnen und Experten zu ausreichend Bewegung an der frischen Luft und zu einer ausgewogenen Ernährung. So mancher rät etwa auch zu belebenden Farbtönen in der Wohnung, die das Sonnenlicht nachahmen – zum Beispiel Gelb-, Orange- und Rottöne. Gerüche und Musik, die an den Sommer erinnern, können sich in der dunklen und kühlen Jahreszeit ebenfalls positiv auf die Stimmung auswirken.

Sollte sich die Stimmung mit natürlichen Tricks nicht erhellen lassen, bleiben auch technische Möglichkeiten. Eine Tageslichtlampe etwa ermöglicht, das starke Sonnenlicht künstlich nachzuempfinden. Das helle Kunstlicht kann so in hohen Beleuchtungsstärken gegen miese Stimmung und auch Depressionen eingesetzt werden. Vermutet wird dabei ein positiver Effekt auf das Allgemeinbefinden.

Aus diesem Grund, werden mittlerweile auch in vielen Büros Tageslichtlampen eingesetzt. Besonders am Morgen kann das künstliche Tageslicht stimmungsaufhellend wirken, wohingegen der Einsatz am späteren Abend laut Expertinnen und Experten vermieden werden sollte, um den Übergang in den Schlaf zu erleichtern.

EU-Verkehrsministerin für einheitliche Regelung

Ob sich EU-Bürgerinnen und -Bürger jedoch noch lange immer wieder aufs Neue an das Vor und Zurück gewöhnen müssen, bleibt abzuwarten. Denn die EU arbeitet an einer Regelung, entweder die Normal- oder die Sommerzeit einzuführen. Sie soll im Jahr 2019 tragend werden. Doch bedeutet das keineswegs eine automatische Einheitlichkeit in der gesamten EU – das kann jeder Staat für sich selbst entscheiden.

„Die Entscheidung, ob ein Land dauerhaft Sommerzeit oder Winterzeit haben will, liegt in der Zuständigkeit des Mitgliedsstaates. Ganz eindeutig“, verlautbarte die zuständige EU-Verkehrskommissarin Violetta Bulc – wobei sich die Länder aber koordinieren sollten, sagte sie. Freilich könnte das nun bedeuten, dass sich die Bevölkerung der EU nicht mehr zweimal jährlich an die Zeitumstellung gewöhnen muss, dafür aber bei der Überschreitung der Binnengrenzen.