Frau mit iPhone
Reuters/Issei Kato
„Beautygate“

„Zu schöne“ iPhone-Selfies vor dem Aus

Der iPhone-Hersteller Apple hat das Ende eines besonderen Luxusproblems seiner Smartphones angekündigt: Seit der Veröffentlichung des Modells iPhone XS haben sich Nutzerinnen und Nutzer über „zu schöne“ Haut bei der Aufnahme von Selfies beschwert. Apple stritt das Problem bisher ab, jetzt versprach das Unternehmen aber eine Lösung. Schon in der Vergangenheit kämpften Apples iPhones mit teils kuriosen Problemen.

Unmittelbar nach dem Verkaufsstart des neuen iPhone-Spitzenmodells Ende September mehrten sich in Onlineforen die Beschwerden über die Kamera des Smartphones. „Das iPhone XS verwendet einen Hautglättungs-/Schönheitsfilter ohne Hinweis und ohne Möglichkeit, diesen zu deaktivieren“, schrieb ein User in der Diskussionsplattform Reddit und trat damit im Netz die Debatte unter dem Hashtag „#Beautygate“ los.

„Kein Wunder, dass mir mein Selfie plötzlich gefallen hat“ – so und so ähnlich wurde in Kommentaren auf die ungefragte Funktion reagiert. Kundinnen und Kunden vermuteten zunächst eine ausgeklügelte Werbetaktik von Apple dahinter. Man trage damit den Bedürfnissen des asiatischen Marktes Rechnung, so die Vermutung, denn bei asiatischen Smartphone-Herstellern wie Samsung gehören Verschönerungsfilter, bei denen die Haut per Algorithmus geglättet wird, längst zur Standardausstattung.

Softwarefehler sorgt für unscharfe Fotos

Apple reagierte in der Öffentlichkeit zunächst nicht auf die Vorwürfe. Erst als bei einem Test des demnächst erscheinenden Modells iPhone XR dasselbe Phänomen auftrat, kündigte der US-Konzern an, an einer Nachbesserung zu arbeiten.

Gegenüber dem IT-Portal The Verge gab Apple am Dienstag an, dass die Technologie „Smart HDR“ – ursprünglich als Neuerung der iPhone-Reihe beworben – für den unerwünschten Effekt verantwortlich sei. „Smart HDR“ ist eigentlich für Ausleuchtung und Kontraste von Fotos verantwortlich.

Durch einen Softwarefehler wählte der Algorithmus ein falsches Bild zur Verbesserung aus, hinzu kommt, dass die Selfie-Kamera an der Vorderseite des Geräts keine Bildstabilisierungsfunktion besitzt. Das Ergebnis sind unscharfe Bilder – mit der unerwünschten Nebenwirkung, dass die Haut wesentlich glatter wirkte. Mit der nächsten Version des iPhone-Betriebssystems iOS (12.1), die sich momentan in der Testphase befindet, soll das Problem laut Apple aber beseitigt sein.

Auch „Chargegate“ plagt neue iPhones

Für die neue Reihe von Apples Luxustelefonen, die nicht unter 1.000 Euro erhältlich sind, ist „Beautygate“ bereits der zweite Stolperstein. Ebenfalls rund um die Veröffentlichung wurden Probleme beim Aufladen des Telefons bekannt. Unter dem Schlagwort „Chargegate“ beklagten Nutzerinnnen und Nutzer, dass ihre iPhones nur aufgeladen werden, wenn der Bildschirm an und das Gerät entsperrt ist.

Auch in diesem Fall kommentierte Apple die Berichte nicht. Stattdessen wurde stillschweigend eine Lösung für das Problem in einer der letzten iOS-Testversionen inkludiert. Nur Apple-Fanseiten, die Updates im Normalfall akribisch analysieren, um so Hinweise auf geplante Neuerungen zu erhalten, machten auf die Änderung aufmerksam.

Apples Schweigsamkeit häufig in der Kritik

Vor allem Apples – oft ausbleibende – Reaktion auf Probleme sorgte schon in der Vergangenheit für Ärger bei Anwenderinnen und Anwendern. Bekanntestes Beispiel ist wahrscheinlich Apples iPhone 4, das im Jahr 2010 mit Problemen beim Empfang zu kämpfen hatte. Die Antenne war in den unteren Teil des Telefons eingebaut, der rasch einmal mit der Hand abgedeckt wurde und so zu Störungen beim Telefonieren führte. Firmengründer Steve Jobs’ lapidare Antwort wies nur darauf hin, dass man es vermeiden solle, das Telefon auf diese Art zu halten – im Netz wurde das Phänomen schnell als „Death Grip“ („Todesgriff“) bekannt.

Erst im Vorjahr wurden zahlreiche iPhone-Modelle durch ein Softwareupdate ausgebremst. Erst Wochen nach Bekanntwerden der Problematik reagierte das kalifornische Unternehmen auf die Vorwürfe. Für die Drosselung älterer Modelle wurde Apple am Mittwoch nun etwa in Italien bestraft. Sowohl das US-Unternehmen als auch der südkoreanische Hersteller Samsung müssen jeweils fünf Millionen Euro zahlen, weil sie mit der Maßnahme bewusst die Lebensdauer der Telefone reduziert haben, so der Vorwurf des Konsumentenschutzes, der von der italienischen Wettbewerbsaufsicht nun bestätigt wurde.