Panzer des Bundesheers vor dem Burgtheater
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Nationalfeiertag

Tradition mit Panzern und offenen Türen

Am Freitag begeht Österreich den Nationalfeiertag. Offiziell feiert das Land seine „immerwährende Neutralität“ und gedenkt der Opfer der Weltkriege. Traditionell ist der 26. Oktober aber – vor allem in der Bundeshauptstadt – auch ein Schaulaufen von Politik und Bundesheer.

Der Nationalfeiertag mit all seinen Veranstaltungen und Terminen ist gut gelebte Tradition. Am Programm ändert sich seit Jahren wenig. Änderungen unterworfen ist, wenn, dann das Personal: Für Sebastian Kurz (ÖVP) war es als Bundeskanzler ebenso eine Premiere wie für seinen Vize Heinz-Christian Strache (FPÖ). Bundespräsident Alexander Van der Bellen ist hingegen bereits den zweiten Nationalfeiertag im Amt.

Im Gedenkjahr 2018 stehen die Feierlichkeiten auch im Zeichen von „100 Jahre Republik“. Wenngleich die „immerwährende Neutralität“, der an dem Feiertag gedacht wird, noch deutlich jünger ist. Am 26. Oktober 1955 trat der Neutralitätsbeschluss des Bundesverfassungsgesetzes in Kraft, einen Tag nach dem Fristende für den Abzug der Alliiertentruppen aus Österreich. Die ersten zehn Jahre wurde das Datum noch als Tag der Fahne begangen. 1965 folgte die Umbenennung in Nationalfeiertag. Arbeits- und schulfrei haben die Menschen in Österreich an dem Tag erst seit 1967.

Dichter Vormittag auf dem Heldenplatz

Arbeitsreich ist hingegen der Nationalfeiertag für die heimische Politik, allen voran für die Staats- und Regierungsspitze. Am Vormittag legten der Bundespräsident und dann die Bundesregierung auf dem Wiener Heldenplatz Kränze nieder – einmal beim Denkmal für die Freiheits- und Widerstandskämpfer, einmal bei der Gedenktafel für verunglückte und gefallene Soldaten.

Etwas später folgte dann die Angelobung von 1.000 Rekruten. Mit dabei war als Oberbefehlshaber des Bundesheers erneut Bundespräsident Van der Bellen. Kurz lobte in seiner Rede Österreich aber auch die Österreicher und Österreicherinnen. Die Ansprache des Regierungschefs gilt traditionell zugleich als „Sonderministerrat“.

Bürgernaher Nachmittag

Für Van der Bellen geht es dann weiter in die Hofburg, wo er gemeinsam mit seiner Frau Doris Schmidauer Besucherinnnen und Besucher in der Präsidentschaftskanzlei empfängt – Selfies inklusive. Am Abend heißt es dann: geschlossene Gesellschaft. Van der Bellen hat 1.000 ehrenamtlich Tätige zum Fest „100 Jahre Republik – Österreich sagt Danke“ in die Hofburg geladen. Seine Fernsehansprache, die um 19.47 Uhr im ORF ausgestrahlt wird, hat der Bundespräsident praktischerweise bereits aufgenommen.

Bundespräsident Alexander Van der Bellen
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Freitagabend wird sich der Bundespräsident wie jedes Jahr per TV-Ansprache an die Bevölkerung wenden

Wenig Zeit zum Verschnaufen bleibt auch Kurz, Kanzleramtsminister Gernot Blümel und Familienministerin Juliane Bogner-Strauß (alle ÖVP). Zwischen zwölf und 17.00 Uhr Uhr heißt es Händeschütteln bei der offenen Tür im Bundeskanzleramt. Bereits drei Stunden vorher öffnete das Winterpalais des Prinzen Eugen in der Himmelpfortgasse seine Pforten. Ab Mittag lässt sich dort Finanzminister Hartwig Löger (ÖVP) antreffen.

Wer Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) oder Staatssekretärin Karoline Edtstadler (ÖVP) die Hand schütteln will, muss ins Innenministerium kommen. Am Minoritenplatz davor geben Polizei und andere Einsatzkräfte Einblicke in ihre Arbeit – von der Sondereinheit Cobra über den Entschärfungsdienst bis hin zur Bergrettung. Die historischen Räumlichkeiten geführt besichtigen kann man gleich nebenan im Bildungsministerium bis 16.00 Uhr und im Außenministerium bis 14.00 Uhr.

Panzer „belagern“ Burgtheater

Sein Büro quasi gleich auf die Straße verlegt hat Verteidigungsminister Mario Kunasek (FPÖ): Der Minister wird es sich nicht nehmen lassen, bei der Leistungsschau des Bundesheers vorbeizukommen. An sieben Orten in der Wiener Innenstadt lässt sich Militärgerät anschauen und angreifen. Auch dieses Jahr werden die Hubschrauber, Waffen und Militärfahrzeuge wohl zum Familienmagneten werden – mehr dazu in wien.ORF.at.

Helikopter des Bundesheers am Heldenplatz
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Der Raum auf dem Heldenplatz ist heuer begrenzt. Ein paar Hubschrauber konnten dennoch landen.

Da der Heldenplatz noch immer vom Ausweichquartier des Parlaments blockiert wird, sind viele Panzer wie schon in den zwei Jahren zuvor den Ring hinaufgezogen und „belagern“ das Wiener Burgtheater. Eurofighter hat es allerdings auch dieses Jahr keiner in die Wiener Innenstadt geschafft. Zu aufwendig wäre die Logistik , so das Bundesheer.

Volles Programm im Parlament

Das umstrittene Kampfflugzeug beschäftigt zurzeit auch den mittlerweile dritten parlamentarischen Eurofighter-U-Ausschuss. Wer wissen will, wo das Gremium tagt, kann sich das am Freitag ebenfalls zeigen lassen. Das ausgesiedelte Parlament bietet „Meet & Greet“ mit Abgeordneten, Informationen und Ausstellungen in diversen Ausweichquartieren, vom Plenarsaal im Großen Redoutensaal der Hofburg bis zur Infopoint-Baustelle beim historischen Gebäude am Ring.

Das Nationalratspräsidenten-Trio und die Bundesratspräsidentin öffneten um 10.00 Uhr das Tor am Josefsplatz. Zum Republiksjubiläum wird die Ausstellung „Tage der Entscheidung“ zwischen dem Pavillon Burg und dem Erzherzog-Karl-Reiterdenkmal gezeigt, und erstmals gibt der Nationalfonds der Republik für Opfer des Nationalsozialismus im Palais Epstein Einblick in seine Tätigkeit.

Justiz, Museen und Wandern

Bis 18.00 Uhr stehen auch die Tore des Justizpalastes offen. Zum Besuch lädt auch der Verfassungsgerichtshof auf der Wiener Freyung ein. Dessen Präsidentin Brigitte Bierlein will gemeinsam mit Vizepräsident Christoph Grabenwarter sowie Richter Georg Lienbacher Fragen zu Justiz und Rechtsstaat beantworten.

Von der Freyung ist es nicht weit zum Rathausplatz, wo die Stadt Wien auch in diesem Jahr zum „Sicherheitsfest“ lädt. Und wer dann wieder zurück zum Heldenlatz flaniert, kann dort noch kostenlos Prunksaal, Literatur-, Globen-, Papyrus- und Esperantomuseum besuchen. Ermäßigten Eintritt gibt es auch in vielen anderen Museen.

Breites Spektrum an Veranstaltungen in Ländern

Wenngleich die Bundeshauptstadt am Nationalfeiertag im Zentrum steht – auch außerhalb Wiens wird der Feiertag teils im großen Stil begangen. Zum bereits zehnten Mal findet der Tag der offenen Tür im Landhaus in Innsbruck statt. Zum Jubiläum gibt es ein breites Rahmenprogramm. Nach einem Jahr Pause lädt auch wieder der Innsbrucker Flughafen zu einem Tag der offenen Tür – mehr dazu in tirol.ORF.at.

Auch in Graz lädt das Bundesheer zu einer Leistungsschau in die Innenstadt. Dabei soll das volle Spektrum der Tätigkeiten des Heeres abgebildet werden – vom Panzer bis zum Kampftaucher – steiermark.ORF.at. Auch in den anderen Landeshauptstädten öffnen die Landhäuser ihre Tore. Und die Nationalparks bitten wie viele Gemeinden und Vereine auch zu Wandertagen und kostenlosen Führungen.