Bombenentschärfungsroboter
Reuters/Mark Makela
Paketbomben in USA

Spur führt offenbar nach Florida

Die Spur der Paketbomben, die an Kritiker und Kritikerinnen von US-Präsident Donald Trump adressiert waren, führt offenbar nach Florida. Die Ermittler und Ermittlerinnen gehen davon aus, dass die Pakete aus dem südlichen US-Bundesstaat stammen. Laut der Nachrichtenagentur Reuters wird als Rücksendeadresse ein Büro der Ex-Demokraten-Chefin, Debbie Wasserman Schultz, angegeben.

So landete das Paket, das für den ehemaligen und ersten schwarzen Justizminister der USA, Eric Holder, gedacht war, schließlich bei Wasserman Schultz. Der Grund: Die Adresse für Holder war falsch, somit ging das Paket zum Absender bzw. zur Absenderin zurück. Zu Schaden kam durch die Sprengsätze bisher niemand. Den Behörden zufolge sind einander die Briefbomben alle sehr ähnlich, von der Verpackung in Luftpolsterkuverts bis zu den Briefmarken mit US-Flagge. Als Absender stand der Name der demokratischen Politikerin auf den Umschlägen.

Die anhaltende Serie an Paketbomben hat eine intensive landesweite Untersuchung ausgelöst. Bei den Empfängern handelt es sich um Personen, die den US-Präsidenten kritisiert haben und von rechten Gruppierungen in der Vergangenheit verunglimpft wurden. Während die Ermittlungen erst am Anfang stehen, wurden am Donnerstag drei weitere Pakete entdeckt. Eines ging an den US-Schaupieler Robert De Niro, zwei an den demokratischen Ex-US-Vizepräsidenten Joe Biden.

Anleitung aus dem Internet

Die Ermittler und Ermittlerinnen glauben, dass das Design und die Anweisungen zum Bau der Bomben aus dem Internet genommen wurde. Die Anweisungen für solche Geräte seien auf Internetseiten und in Propagandaportalen von islamischen militanten Gruppen wie Al-Kaida und der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) weitverbreitet, zitierte Reuters einen Bombenexperten. Ein Bundesbeamter sagte auch, dass die Entwürfe von „The Anarchist Cookbook“, einem berüchtigten Bombenhandbuch aus den frühen 1970er Jahren, entnommen werden konnten.

Insgesamt gibt es schon zehn Paketbomben, die seit Montag in den USA abgefangen bzw. entdeckt wurden. Zu den bisherigen Empfänger und Empfängerinnen zählen neben dem früheren demokratischen US-Präsidenten Barack Obama und der Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton auch der Milliardär George Soros und Obamas früherer Justizminister Holder. Wie die anderen Empfänger der bisher entdeckten Paketbomben ist De Niro ein erklärter Trump-Gegner – ebenso wie die demokratische Kongressabgeordnete Maxine Waters, an die offenbar zwei Pakete geschickt wurden. Auch CNN, das von Trump als „Lügenpresse“ bezeichnet wird, erhielt ein Paket.

Trump sieht Medien als Auslöser

In einer ersten Reaktion verurteilte Trump die mutmaßlichen Anschlagsversuche als „abscheulichen Taten“ und rief die USA zur Geschlossenheit auf. Nur kurz später macht er direkt die Medien des Landes dafür verantwortlich. Diese müssten „die endlose Feindseligkeit“ und die „oft falschen Attacken und Geschichten“ beenden, sagte er am Mittwoch bei einer Wahlkampfveranstaltung in Mosinee im US-Bundesstaat Wisconsin. Die Medien hätten eine „Verantwortung“, einen gemäßigten Ton anzuschlagen.

Paketbombe
AP/ABC News
Seit Montag wurden Paketbomben in den USA abgefangen

Donnerstagfrüh legte er auf dem Kurznachrichtendienst Twitter noch einmal nach: Vor allem den „etablierten Medien“ warf Trump vor, mit „absichtlich falschen und inkorrekten Berichten“ einen „sehr großen“ Anteil am geschürten Zorn zu haben.

CNN-Chef: Trump ignoriert Folgen

Dem Präsidenten wird selbst von vielen kritischen Stimmen vorgeworfen, durch seine oft aggressive Rhetorik das politische Klima aufzuheizen und die Spaltung in der Gesellschaft zu vertiefen. Die demokratischen Spitzenpolitiker Nancy Pelosi und Chuck Schumer warfen Trump am Mittwoch vor, wiederholt „physische Gewalt“ hingenommen zu haben und „die Amerikaner mit seinen Worten und Taten zu spalten“. Auch Clinton selbst machte auf „beunruhigende Zeiten“ aufmerksam. Das Land sei durch „tiefe Spaltungen“ geprägt.

Polizisten vor einem Haus, in dem Schauspieler Robert de Niro wohnen soll
AP/Mark Lennihan
Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren. Laut den Beamten führt die Spur nach Florida

CNN-Chef Jeff Zucker warf Trump nach der Briefbombe an den TV-Sender vor, die Folgen seiner Medienschelte vollkommen zu unterschätzen. „Es gibt einen kompletten und völligen Mangel an Verständnis im Weißen Haus über die Schwere der fortgesetzten Angriffe auf die Medien“, sagte Zucker. „Der Präsident und insbesondere die Pressesprecherin des Weißen Hauses sollten verstehen, dass ihre Worte Folgen haben.“