Einsatzkräfte in New York
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US-Paketbombenserie

Polizei nimmt Verdächtigen fest

Im Zuge der Paketbombenserie in den USA ist am Freitag ein erster Verdächtiger von der Polizei festgenommen worden. Das bestätigte das US-Justizministerium im Kurznachrichtendienst Twitter. Unterdessen wurden weitere verdächtige Pakete gefunden, die erneut an prominente Kritiker von US-Präsident Donald Trump gerichtet waren.

Die US-Justizbehörden gehen davon aus, dass es sich bei dem festgenommenen Mann um den Täter handelt. Der Mann wurde offiziell wegen fünf Vergehen beschuldigt, wie Justizminister Jeff Sessions am Freitag in Washington mitteilte. Dazu zählten die „illegale Versendung von Sprengstoffen“ und „Drohungen gegen frühere Präsidenten“.

Bei der Konferenz wurde weiter bekannt, dass ein Fingerabdruck auf einem Kuvert zum Verdächtigen geführt haben soll. Insgesamt wurden laut Angaben 13 Paketbomben abgefangen, die alle keine Fälschungen waren. Sie bestanden demnach aus PVC-Rohren, Uhren, Batterien und einem explosiven Material.

Zu Mittag (Ortszeit) nahm Trump kurz zu der Festnahme Stellung. Er sei „erfreut“, berichten zu können, dass die Exekutive einen Verdächtigen festnehmen konnte. Diese „terrorisierenden Taten“ („terrorizing acts“) seien verabscheuungswürdig und hätten keinen Platz in den USA, so Trump weiter. Er beschwor die Einheit des Landes: „Amerikaner müssen sich vereinigen“, man müsse der „Welt zeigen, dass wir zusammenhalten.“

Fernsehen zeigt abtransportierten Lieferwagen

Der verhaftete Verdächtige wurde von den US-Behörden als Cesar Sayoc identifiziert. Der 56-jährigen Mann soll eine längere kriminelle Vergangenheit haben. Außerdem soll er Verbindungen nach New York haben, heißt es in den Medienberichten, die sich auf eine Einsatzkraft der Exekutive berufen. Der Mann soll eingeschriebenes Mitglied der Republikaner und unter anderem wegen einer Bombendrohung festgenommen worden sein. Ein früherer Anwalt beschreibt ihn gegenüber der Nachrichtenagentur AP als impulsiv.

Im US-Fernsehen wurden Bilder gezeigt, in denen ein weißer Lieferwagen vom FBI abtransportiert wird. Auf dem Wagen sind mehrere Aufkleber angebracht, die unter anderem den Kopf von Ex-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton im Fadenkreuz sowie Aufkleber mit den Porträts von Präsident Donald Trump und Vizepräsident Mike Pence zeigen. Laut US-Medien soll sich der Verdächtige in den Sozialen Netzwerken stark für Trump und gegen die US-Demokraten ausgesprochen haben. Er soll auch Verschwörungstheorien gegen den Milliardär George Soros weiterverbreitet haben.

Drei weitere Pakete abgefangen

Kurz nach der Festnahme wurde bekannt, dass ein weiteres verdächtiges Paketstück gefunden wurde. Dieses soll der demokratischen Senatorin Kamala Harris gegolten haben. Erst wenige Stunden zuvor wurden weitere verdächtige Pakete entdeckt. Eine der verdächtigen Sendungen war an Cory Booker, ebenfalls Senator der Demokraten, adressiert. Abgefangen wurde es nach Angaben des FBI im Bundesstaat Florida. Das Paket sehe ähnlich aus wie die vorherigen verdächtigen Poststücke, hieß es vonseiten der Behörden. Ein weiteres Paket ging an den Milliardär Tom Steyer.

Die verdächtige Sendung an den Ex-Geheimdienstdirektor James Clapper trug die Adresse des New Yorker Sitzes von CNN, wie der Fernsehsender selbst berichtete. Clapper tritt bei dem Sender, der oft in der Kritik des US-Präsidenten steht, als Experte auf. Die New Yorker Polizei teilte zunächst lediglich mit, dass sie wegen einer verdächtigen Sendung zu einer Poststelle gerufen worden sei, die nahe der CNN-Büros im Stadtteil Manhattan liegt.

Insgesamt 13 verdächtige Sendungen

Auch eine der zuvor aufgetauchten mutmaßlichen Briefbomben war an den New Yorker CNN-Sitz adressiert. In diesem Fall war die Sendung für den früheren Chef des Auslandsgeheimdienstes CIA, John Brennan, bestimmt. Er ist ebenfalls für den Sender tätig und wie Clapper ein lautstarker Trump-Kritiker.

Einsatzkräfte in New York
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Am Freitag mussten die Einsatzkräfte erneut in New York ausrücken

Mit den zwei neu aufgetauchten mutmaßlichen Briefbomben hat sich die Zahl der verdächtigen Sendungen auf 13 erhöht. Erst am Donnerstag sorgten drei Pakete für Aufregung. Eines ging an den US-Schauspieler Robert De Niro, zwei an den demokratischen Ex-US-Vizepräsidenten Joe Biden. Zu den bisherigen Empfängern und Empfängerinnen zählen neben dem früheren demokratischen US-Präsidenten Barack Obama und der Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton auch Soros und Obamas früherer Justizminister Eric Holder.

Postzentrum in Florida untersucht

Vor der Festnahme wurde in Florida bereits ein Verteilzentrum untersucht. In Kreisen der Ermittler hieß es am Donnerstag, die Baupläne für die Sprengsätze stammten aus dem Internet. Mehrere trügen als Absender die Adresse des Büros der demokratischen Abgeordneten Debbie Wasserman Schultz in Florida. Sie war bis 2016 auch Vorsitzende des Democratic National Committee, der nationalen Organisation der Demokraten.

Polizei durchsucht Postzentrum
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Die Polizei durchsucht das Postzentrum nahe Miami

Heimatschutzministerin Kirstjen Nielsen bestätigte gegenüber dem Sender Fox, dass einige Päckchen in Florida aufgegeben wurden. Ein Bombenkommando untersuchte das Verteilzentrum in Opa-locka bei Miami. Den Behörden zufolge waren die Sprengsätze einfach zusammengebaut. Sicherheitsexperten sagten, ihr Ziel sei es möglicherweise gewesen, Angst zu verbreiten und nicht zu töten.

„Offensichtlich Rohrbomben“

Weiter unklar war, welchen Schaden die Sprengsätze bei einer Explosion hätten anrichten können. FBI und Polizei erklärten, dass es sich „offensichtlich um Rohrbomben“ handle. Mindestens eine Bombe bestand Berichten zufolge aus einem mit Schwarzpulver und Glassplittern gefüllten PVC-Rohr, das auch mit einem Zünder verbunden war. US-Medien berichteten übereinstimmend von Rohrbomben. Eine endgültige Klärung der Behörden, ob unter den Sendungen auch Attrappen waren, gab es nicht.

Polizei durchsucht Postzentrum
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Auch Hunde werden eingesetzt

„Diese Objekte sollten als gefährlich angesehen werden“, sagte der stellvertretende FBI-Direktor Sweeney. Ein weißes Pulver, das in einem an den Nachrichtensender CNN geschickten Paket enthalten war, habe sich jedoch bei einer ersten Untersuchung nicht als „biologische Gefahr“ entpuppt. Ein UNO-Sprecher sagte, auch bei den Vereinten Nationen in New York werde eingehende Post nun „mit Blick auf die Vorfälle“ geprüft.

Trump greift Medien an

Trump, der am Mittwoch zunächst sanftere Töne angeschlagen und die US-Amerikaner zum Zusammenhalt aufgerufen hatte, gab am Donnerstag liberalen Medien eine Mitschuld. Sie vergifteten die Stimmung im Land, schrieb er auf Twitter. „Ein sehr großer Teil des Ärgers, den wir heute in unserer Gesellschaft feststellen, wird verursacht durch die absichtlich falsche und ungenaue Berichterstattung in den Mainstream-Medien, die ich als Fake News bezeichne.“

Kritiker sahen sich in ihren Vorwürfen an den Präsidenten bestätigt, mit seiner Rhetorik die Spaltung der Gesellschaft voranzutreiben. Zumal mit Blick auf einen bevorstehenden Schlüsseltermin: In den USA finden am 6. November Kongresswahlen statt. Trump twitterte unterdessen, der „‚Bomben‘-Kram“ schade dem Wahlkampf der Republikaner.

De Niro ruft zum Wählen auf

US-Schauspieler Robert De Niro rief unterdessen alle Amerikanerinnen und Amerikaner auf, bei den kommenden Kongresswahlen wählen zu gehen. „Es gibt etwas Mächtigeres als Bomben, und das ist deine Wahlstimme“, sagte De Niro. „Die Menschen müssen wählen gehen. Ich danke Gott dafür, dass niemand verletzt wurde, und ich danke den mutigen und findigen Ermittlern dafür, dass sie uns beschützen“, sagte De Niro. In den USA finden am 6. November die Midterms statt, bei denen unter anderem das 435-köpfige Repräsentantenhaus neu gewählt wird.