Bundespräsident Alexander Van der Bellen
ORF/Roman Zach-Kiesling
Van der Bellen

Appell für respektvolles Miteinander

Gemeinschaftsgefühl und respektvollen Umgang miteinander hat Bundespräsident Alexander Van der Bellen in seiner TV-Ansprache zum Nationalfeiertag eingemahnt. Es müsse die Lösung vor den Streit gestellt werden, so der Bundespräsident, der vor einem Abstumpfen der Gesellschaft warnte.

Das Gefühl der Zusammengehörigkeit und respektvoller Umgang miteinander seien die Grundlage des österreichischen Erfolgsmodells in den letzten 100 Jahren. „Ich erwarte, dass wir das nicht aus den Augen verlieren“, sagte Van der Bellen in seiner Ansprache. Immer wenn das vergessen wurde, „sind wir blutig gescheitert“. „Österreichisch“ sein bedeute, zur Kenntnis zu nehmen, dass „die Welt eben nicht aus Schwarz und Weiß, aus unversöhnlichen Positionen besteht, sondern dass eine Lösung zum Wohle aller immer in der Mitte liegt“.

Van der Bellen erinnert an das „Österreichische“

Van der Bellen zeigt sich optimistisch, wünscht sich aber, sich an das „Österreichische“ zu erinnern – also das Gemeinsame vor das Trennende zu stellen, die Lösung zu suchen und nicht den Streit.

Van der Bellen zeigte sich als „Optimist“, der „an unser Land und unsere Zukunft glaubt“. So werde Österreich das Problem der Armut lösen, und die Schere zwischen Arm und Reich werde sich schließen, skizzierte der Bundespräsident seine Sicht der Entwicklung Österreichs in den nächsten 100 Jahren. Auch glaube er, dass das Klimaproblem gelöst werde – und es der Wirtschaft gleichzeitig gut gehen werde.

Respekt bedeutet Arbeit

Diese Ziele zu erreichen bedeute aber auch ein gewisses Maß an Arbeit, denn der Respekt und die Achtung, die jeder von anderen Menschen erwarte, müsse man auch umgekehrt den Menschen entgegenbringen. Polarisierung und Unversöhnlichkeit, die sich nicht nur in Europa, sondern auf der ganzen Welt breitmachen, die Verächtlichmachung Andersdenkender, des Mitgefühls und der Mitmenschlichkeit seien aber aktuelle Gefahren für diese Entwicklung.

Van der Bellen warnte vor einer „scheibchenweisen Radikalisierung der Standpunkte“ und davor, sich „langsam an Inakzeptables zu gewöhnen“. Er appellierte an die Österreicher und Österreicherinnen, nicht abzustumpfen. Man dürfe nicht zulassen, „dass die Normen sich verschieben“ und dass das „Recht des Stärkeren das Maß aller Dinge“ werde. Dafür brauche es Zuversicht – „darin waren wir in Österreich immer gut“.

„Pflicht zu helfen“

Nicht das Recht, sondern die Pflicht der Stärkeren habe zu gelten – nämlich die Pflicht, „denen zu helfen, denen es nicht so gut geht“, so der Bundespräsident weiter. „Lassen wir uns nicht einreden, Mitgefühl zu zeigen, sei weltfremd. Lassen wir uns nicht einreden, ausschließlich an sich selber zu denken sei das einzig Kluge, Realistische und die eigentlich wünschenswerte Norm.“

Dafür brauche es auch Freiräume für eigenständiges, kritisches Denken und mündige, selbständige und mitfühlende Bürgerinnen und Bürger. Österreichisch zu sein bedeute unter anderem, Verstand und Herz zu haben sowie selbstbewusst und einfühlsam zu sein – und Zweifel zuzulassen, aber die Zukunft positiv und zuversichtlich zu gestalten.