Männer auf einem Boot suchen nach Trümmern und Hinweisen im Meer
AP/Achmad Ibrahim
Flugzeug war neu

Rätselraten nach Absturz in Indonesien

Nach dem Absturz eines Passagierflugzeugs mit vermutlich 189 Todesopfern hat in Indonesien die Suche nach der Ursache begonnen. Die Boeing 737 MAX 8 der Billigfluglinie Lion Air war am Montag nahe der Hauptstadt Jakarta ins Meer gestürzt. Der Vorstand des Unternehmens sprach von einem technischen Problem. Dabei wirft allerdings das Alter der Maschine Fragen auf: Diese war neu und erst vor zwei Monaten in Betrieb genommen worden.

Das betroffene Flugzeug habe erst 800 Flugstunden hinter sich gehabt, sagte der Chef des indonesischen Flugsicherheitskomitees, Soerjanto Tjahjono, im Fernsehsender Kompas TV. Es wäre der erste Absturz einer Maschine dieses Typs, der 2017 in Dienst gestellt wurde. Insgesamt betreibt Lion Air elf Flugzeuge des Typs.

Defekt bereits vor Unglücksflug

Das abgestürzte Flugzeug dürfte allerdings bereits vor dem tödlichen Unfall einen Defekt gehabt haben. Laut dem Vorstand von Lion Air habe es ein „technisches Problem“ in vorhergehenden Flügen gegeben. Dieses sei „nach Vorschrift“ vor dem Unfallflug behoben worden. Details nannte er nicht.

Passagierflugzeug kurz nach dem Start abgestürzt

In Indonesien ist kurz nach dem Start ein Passagierflugzeug mit 189 Menschen an Bord abgestürzt. Das Wrack soll Rettungskräften zufolge in einer Tiefe von etwa 35 Metern im Meer liegen.

Doch am Montag scheinen erneut Probleme aufgetreten zu sein. Der Pilot habe kurz nach dem Start um Erlaubnis gebeten, zum Flughafen Jakarta zurückzukehren. „Unser Pilot hat nach Vorschrift gehandelt“, sagte der Chef der Fluglinie. „Als er gesehen hat, dass es ein Problem gibt, hat er darum gebeten, zur Basis zurückkehren zu dürfen. Aber wir wissen, wie es zu Ende ging.“ Laut der BBC, die sich auf ein Log von einem vorhergehenden Flug beruft, soll ein Instrument zur Messung von Fluggeschwindigkeit und -höhe unzuverlässige Daten geliefert haben.

Kaum Hoffnung auf Überlebende

Die Maschine befand sich auf einem Inlandsflug von Jakarta nach Pangkal Pinang auf der Insel Bangka. Nach Angaben des Verkehrsministeriums waren 181 Fluggäste an Bord, darunter ein Kind und zwei Kleinkinder. Außerdem waren zwei Piloten und sechs Flugbegleiter im Flugzeug. An Bord sollen sich auch mindestens 23 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der indonesischen Regierung befunden haben.

Unterdessen entdeckten Rettungskräfte im Meer die ersten Trümmer, wie die Behörden mitteilten. Die Hoffnung, noch Überlebende zu finden, ist gering. Die ersten Toten wurden bereits geborgen. Auch persönliche Gegenstände, etwa Schuhe oder Handys, sollen gefunden worden sein. Es gelte nun, das „Hauptwrack“ zu finden, so der Leiter der Rettungsaktion. Dieses soll sich in in einer Tiefe von etwa 35 Metern im Meer befinden.

13 Minuten nach Abheben verschwunden

Die Boeing war um 6.20 Uhr (0.20 Uhr MEZ) in Jakarta gestartet. Nach Angaben der Luftraumüberwachung verschwand die Maschine 13 Minuten nach dem Abheben von den Radarschirmen. Zuletzt wurde Flug JT-610 dann bei Karawang in der Provinz Westjava geortet, sagte ein Sprecher des nationalen Such- und Rettungsdienstes. Dort sei auch der Funkkontakt zu dem Flugzeug abgebrochen, berichtete die Flugleitstelle.

Karte zeigt den vermuteten Absturzort vor der Küste Jakartas in Indonesien
Grafik: OSM/ORF.at

Wie der Luftfahrtexperte Gerry Soejatman gegenüber der BBC sagte, sei das Risiko für technische Defekte bei sehr alten, aber auch bei sehr neuen Flugzeugen hoch. „Wenn das Flugzeug sehr neu ist, gibt es manchmal unerwartete Schwierigkeiten, die sich nur bei regelmäßiger Nutzung zeigen. Diese werden meistens innerhalb der ersten drei Monate beseitigt.“ Laut einem weiteren Experten, Jon Ostrower, gebe es bei neuen Flugzeugen oft eine „Wartungspause“. Allerdings gebe es eine Vielzahl von Faktoren für einen Absturz. Es gelte, auf weitere Informationen zu warten.

Größte Billigfluglinie in Indonesien

Lion Air ist die größte Billigfluglinie des Inselstaates Indonesien mit seinen mehr als 250 Millionen Einwohnern. Die 1999 gegründete Gesellschaft, die moderne Jets der Hersteller Boeing und Airbus einsetzt, fliegt hauptsächlich Ziele innerhalb des Landes an. Die Flotte umfasst nach Angaben der Fluglinie derzeit 112 Maschinen. Der Unglücksflug hat umgerechnet nur 23 Euro gekostet.

Im Inselstaat Indonesien sind Flugzeuge ein wichtiges Transportmittel. Immer wieder kommt es aber zu Flugzeugunglücken. Der Billigflieger Lion Air war wiederholt in Unfälle verwickelt. 2013 war bereits eine andere Boeing 737 von Lion Air mit mehr als 100 Menschen an Bord beim Landeanflug auf die indonesische Urlauberinsel Bali ins Meer gestürzt. Das Flugzeug brach praktisch auseinander. Damals gab es jedoch keine Todesopfer.

Die EU-Kommission hatte Lion Air erst 2016 von der „schwarzen Liste“ gestrichen – diese umfasst Airlines, denen der Betrieb wegen Sicherheitsmängeln in der EU untersagt ist. Angesichts der Opfer drückte die Brüsseler Behörde ihre Anteilnahme aus. „Wir sind natürlich tief betrübt, dass so viele Menschen bei dem Flugzeugabsturz um Leben gekommen sind“, sagte eine Sprecherin.