Verfassungskrise: Angst vor „Blutbad“ in Sri Lanka

Angesichts des erbitterten Machtkampfs an der Staatsspitze wächst in Sri Lanka die Angst vor Gewalt. Der Streit um das Amt des Regierungschefs müsse durch das Parlament beigelegt werden, „wenn wir es der Straße überlassen, wird es ein riesiges Blutbad geben“, warnte heute Parlamentspräsident Karu Jayasuriya. Die Verfassungskrise habe dem Ansehen des Landes bereits „schwer“ geschadet.

Präsident Maithripala Sirisena hatte am Freitag den Regierungschef Ranil Wickremesinghe gefeuert und den umstrittenen Ex-Staatschef Mahinda Rajapakse zum Nachfolger ernannt. Wickremesinghe hält seine Entlassung für unrechtmäßig und weigert sich, den Posten zu räumen. Er forderte heute erneut die sofortige Einberufung des Parlaments, um zu beweisen, dass die Mehrheit der Abgeordneten hinter ihm stehe.

„Moment nationaler Gefahr“

Rajapakse erklärte inzwischen, ihm sei der Posten des Regierungschefs übertragen worden, weil die Partei Wickremesinghes versucht habe, „wertvollen Staatsbesitz und Unternehmen an ausländische Firmen zu verkaufen“. In „diesem Moment nationaler Gefahr“ brauche das Volk „Führung und Schutz“. Wickremesinghe unterhielt enge politische und wirtschaftliche Verbindungen mit China.

Bei einem ersten gewalttätigen Vorfall war gestern ein Demonstrant getötet worden. Er befand sich in einer aufgebrachten Menge, die Ölminister Arjuna Ranatunga in seinem Büro bedrängte. Ranatunga wurde heute festgenommen, weil Gewerkschaften ihm laut Polizei vorwarfen, Schüsse auf die Demonstranten angeordnet zu haben.