Zuletzt wurde die Leiche eines 61-Jährigen aus dem Ort Falcade in der Dolomiten-Provinz Belluno geborgen. Sein Auto war mit laufendem Motor und offenen Türen unweit eines Flusses entdeckt worden, der wegen der schweren Niederschläge der vergangenen Tage über die Ufer getreten war. Es handelt sich um das zweite Todesopfer in der Provinz Belluno seit Beginn der schweren Unwetter. Die deutsche Sprachinsel in Belluno Plodn/Sappada war nach Erdrutschen weiterhin abgeschnitten.
193 Personen, die seit Samstag auf dem Stilfserjoch in Italien festsaßen, wurden am Mittwoch vom Zivilschutz fortgebracht. An Bord von drei Armeehubschraubern und mit Fahrzeugen der Feuerwehr konnten die Menschen den Pass in den Ortler-Alpen zwischen der Lombardei und Südtirol verlassen, berichteten italienische Medien. Unter den in Sicherheit gebrachten Personen waren Touristen und Hotelpersonal. Das Stilfserjoch ist der höchste Gebirgspass in Italien und der zweithöchste asphaltierte Gebirgspass der Alpen. Es verbindet Bormio im Veltlin (Lombardei) mit Prad im Vinschgau (Südtirol). Im Veltlin kam es in den vergangenen Tagen zu mehreren Erdrutschen.
Portofino noch von Außenwelt abgeschnitten
Angespannt blieb die Lage auch in Ligurien. In der Nacht auf Mittwoch waren noch 20.000 Menschen ohne Stromversorgung. Regionalpräsident Giovanni Toti schätzte die Schäden auf mehrere hundert Millionen Euro.
Portofino blieb bis Mittwoch weitgehend von der Außenwelt abgeschnitten. Die Zufahrtsstraße zur Ortschaft wurde schwer beschädigt und ist nicht befahrbar. Im renommierten Badeort Rapallo, rund 30 Kilometer südöstlich von Genua, riss der Sturm Luxusjachten aus ihren Vertäuungen und ließ sie aufs Ufer krachen. Fast 200 Boote wurden durch die bis zu zehn Meter hohen Wellen zerstört, darunter auch die „Suegno“ im Besitz des Sohnes von Ex-Ministerpräsident Silvio Berlusconi.
Schäden an Markusdom in Venedig
In Venedig besserte sich in der Nacht auf Mittwoch allmählich die Lage. Die Behörden beklagten Schäden im Markusdom. Einige Dutzend Quadratmeter des antiken Mosaikfußbodens in Marmor wurden von Salzwasser überschwemmt. Wasser drang überdies in das Baptisterium und in die Kapelle Zen ein, in der sich Bildzyklen und Einzelszenen aus der Legende des heiligen Markus befinden. Das Wasser erreichte auch die byzantinischen Bronzetore und die Säulen, teilten die Behörden in Venetien mit. Die rund 1.000 Jahre alte Basilika ist nach den Worten von Verwaltungschef Carlo Alberto Tesserin an einem einzigen Tag um 20 Jahre gealtert.
Roms Bürgermeisterin Virginia Raggi warnte vor weiteren Niederschlägen in den kommenden Tagen in der Hauptstadt. Die Gemeinde Rom sei bemüht, die Straßen sauber zu halten, um Überschwemmungen zu verhindern. Die Schulen sind in Rom am Mittwoch nach zwei Tagen wieder offen.