Spanischer Aktivist schändet Franco-Grab

Ein spanischer Aktivist hat heute das Grab von Diktator Francisco Franco geschändet. Er malte mit blutroter Farbe eine Friedenstaube und die Worte „Für die Freiheit“ auf die Grabplatte des 1975 verstorbenen Militärdiktators in der Basilika der Gedenkstätte „Tal der Gefallenen“ („Valle de los Caidos“) vor den Toren der spanischen Hauptstadt.

Bei dem Aktivisten handelte es sich um den spanischen Provokationskünstler und Bildhauer Enrique Tenreiro, der seine Tat nach Angaben spanischer Medien als „künstlerische Protestaktion“ bezeichnete.

„Für die Freiheit und die Versöhnung aller Spanier, damit es keine Verliererseite mehr gebe“, rief Tenreiro, während ihn das Sicherheitspersonal der Basilika am Weitermalen hinderte und ihn aus dem Mausoleum brachte. Die Polizei untersucht derzeit, ob der Künstler strafrechtlich wegen Grabschändung und Aufruf zum Hass belangt werden kann.

Umstrittenes Bauwerk

Franco ordnete den Bau des gigantischen Mausoleums nach dem spanischen Bürgerkrieg an, um sich dort selbst bestatten zu lassen. Über 20.000 republikanische Soldaten, aber auch politische Gefangene mussten in Zwangsarbeit das Denkmal für die Gefallenen der Franco-Armee errichten. Tausende kamen bei den Arbeiten ums Leben und wurden ebenfalls in der Basilika in einem Massengrab verscharrt. Viele ihrer Hinterbliebenen empfinden das bis heute als Demütigung.

Parlamentarische Mehrheit für Umbettung

Schon seit Monaten schwelt ein heftiger Streit um das Grab des faschistischen Diktators (1892 bis 1975), der Spanien bis zu seinem Tod mit fester Hand regierte. Die seit Juni in Spanien regierenden Sozialisten wollen seine Überreste umbetten, um aus dem „Tal der Gefallenen“ eine Gedächtnisstätte für alle Opfer des spanischen Bürgerkriegs (1936 bis 1939) zu machen.

Die konservative Volkspartei (PP) spricht sich gegen eine Umbettung aus, um „alte Wunden nicht wieder aufzureißen“, so Spaniens konservativer Oppositionsführer Pablo Casado. Spaniens sozialistischer Ministerpräsident Pedro Sanchez fand allerdings eine parlamentarische Mehrheit, um die Gebeine des Diktators verlegen zu lassen. Das soll bereits im November geschehen. Unterdessen liegt die Regierung mit der Familie Francos im Streit über eine alternative Grabstätte.

Die Nachfahren des Diktators wären höchstens bereit, seine Überreste in der Familiengruft in der Madrider Almudena-Kathedrale bestatten zu lassen. Dagegen spricht sich allerdings die Regierung aus.