Espressokocher
Reuters/Max Rossi
Tabs versus Moka

Espressokocher Bialetti bangt um Zukunft

Der italienische Espressokocher-Hersteller Bialetti bangt um seine Zukunft. Grund dafür sind schwere Umsatzeinbrüche und ein enormer Schuldenberg. Mit Kaffetabs und Co. kann der legendäre achteckige Kocher offenbar nicht mehr mithalten.

Die „angespannte finanzielle Lage“ und ein verändertes Konsumverhalten auf dem heimischen und dem ausländischen Markt hätten zu enormen Produktions- und Lieferschwierigkeiten geführt, erklärte Bialetti. Gläubigerschutz wurde beantragt. Ein Gericht in Brescia setzte für den 14. November eine Anhörung an.

In den ersten sechs Monaten des Jahres brach der Umsatz um 12,1 Prozent ein, der Nettoverlust betrug 15,3 Millionen Euro. Angaben der italienischen Tageszeitung „Corriere della Sera“ zufolge kann das Traditionsunternehmen derzeit selbst die Gehälter seiner Angestellten nicht mehr vollständig auszahlen. Ausständig seien rund 590.000 Euro.

Schuldenberg wächst

Seit Juli musste Bialetti 19 Geschäfte schließen, davon 15 im Stammland Italien. Das seit 2007 börsennotierte Unternehmen ist hoch verschuldet, Ende September waren es 68,9 Millionen Euro. Beim italienischen Fiskus ist die Firma mit mehreren Millionen Euro an Steuerzahlungen in Verzug.

Espressokocher
AP/Luca Bruno
„Der Mann mit dem Schnauzbart“ ist auf allen Bialetti-Kannen zu sehen

Um einen Ausweg aus der Krise zu finden, bemüht sich Bialetti um ein Darlehen von 17 Millionen Euro von dem US-Hedgefonds Och-Ziff. Das Unternehmen will sich künftig auf die wachsenden Bereiche konzentrieren – etwa Kaffeekapseln und Kaffee, wo die Verkäufe im ersten Halbjahr um 13,1 Prozent zulegten. Auch der Umsatz mit dem klassischen Modell Moka Express läuft weiterhin gut.

Legendärer Kocher aus dem Jahr 1933

Der achteckige Espressokocher Moka – zunächst ganz aus Aluminium, heute aus Edelstahl – wurde 1933 von Alfonso Bialetti entwickelt und revolutionierte die Kaffeegewohnheiten Italiens und weltweit. Sein Sohn Renato Bialetti übernahm die Firma in Omegna am Ortasee im Piemont 1946 und trug in den Jahren danach maßgeblich zum Erfolg des Kaffeekochers bei. Bis zu eine Million Maschinen wurden pro Jahr verkauft.

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AP/Luca Bruno
Das Design des achteckigen Espressokochers ist seit 1933 nahezu unverändert

Renato Bialetti trat selbst in der Werbung für La Moka als „Mann mit dem Schnauzbart“ auf und wurde zum Werbestar der Nachkriegszeit. Die Tageszeitung „La Stampa“ betitelte ihn als „Ikone des Made in Italy“. Sein Konterfei ist als Comicfigur auf allen Kochern des Unternehmens zu sehen. Bialettis Asche wurde in einer als Urne verwendeten Espressokanne im Familiengrab der norditalienischen Gemeinde Casale Corte Cerro der Region Piemont im Februar 2016 beigesetzt.

Das Design der Maschine blieb bis heute nahezu unverändert. Mit der zunehmenden Konkurrenz von Kaffetabs, Kaffeevollautomaten und anderen „schnelleren Systemen“, die in vielen Wohnungen die traditionelle Espressomaschine ersetzt haben, könne Bialetti laut „Corriere della Sera“ nun aber nicht mehr mithalten. Dem Blatt zufolge gebe es „Zweifel an der Zukunft des Unternehmens“.