Prostitution in Amsterdam künftig nicht nur im Rotlichtviertel

Die niederländische Metropole Amsterdam will ihr Prostitutionsgebiet ausweiten, weil das legendäre Rotlichtviertel im Stadtzentrum inzwischen zu überlaufen ist. Sexarbeiterinnen sollen künftig auch in anderen Stadtteilen ihrer Beschäftigung nachgehen können, wo es mehr Platz und mehr Diskretion gibt – etwa in neu errichteten Bordellen: Das sieht ein Entwurf der links-grünen Regierungskoalition im Stadtparlament vor, der gestern vorgelegt wurde.

Wallen-Viertel in Amsterdam
APA/AFP/Koen Van Weel

Momentan ist die öffentliche Prostitution in Amsterdam auf das berüchtigte Wallen-Viertel in Bahnhofsnähe beschränkt. In den engen Gassen bieten sich Prostituierte hinter Glasscheiben den Freiern an. Das Problem ist, dass inzwischen immer mehr reine Touristen für Schnappschüsse hierher kommen. Die echten Freier bleiben weg, und die Sexarbeiterinnen fühlen sich von dem Touristenansturm genervt.

Kaum Anonymität

„Wir wollen den Sexarbeiterinnen die Option geben, nicht nur zu Hause oder im Touristenviertel zu arbeiten, wo sie viel weniger Anonymität haben“, sagte Stadtrat Alexander Hammelburg von der linksliberalen Partei D66. Die Neuregelung solle zudem das Problem des „Mangels an legalen Arbeitsräumen für Sexarbeiterinnen“ beheben. Künftig könnten dann etwa hotelartige Bordelle in anderen Stadtteilen gebaut werden, wie es sie bisher noch nicht gibt.

Amsterdam hat eine ganze Reihe von Maßnahmen erlassen, um des Ansturms von Touristen Herr zu werden. Renitente Partytouristen müssen inzwischen hohe Strafen zahlen, wenn sie sich auf der Straße lautstark danebenbenehmen. Zudem werden seit August bestimmte Innenstadtbereiche regelmäßig für Touristen gesperrt, um sie zu säubern. Rund 18 Millionen Touristen kommen pro Jahr nach Amsterdam – mehr als die gesamte Bevölkerung der Niederlande.