D: Prozess wegen Misshandlung von Flüchtlingen

Drastische Bilder aus einer Flüchtlingsunterkunft im deutschen Bundesland Nordrhein-Westfalen haben 2014 Entsetzen ausgelöst. Wachleute und Personal aus der Heimleitung sollen Schutzsuchende gequält und misshandelt haben. 30 Angeklagte stehen nun in einem Mammutprozess vor Gericht.

Eingesperrt, geschlagen und gequält

Mitarbeiter der Heimleitung, Betreuer und Wachleute sollen in der Gemeinde Burbach systematisch und über Monate hinweg Asylwerber eingesperrt, geschlagen und gequält haben. Zu Beginn des Mammutverfahrens in Siegen nahmen die Angeklagten in acht Reihen in einem Tagungszentrum Platz, wo das Landgericht wegen des großen Andrangs verhandelt.

Zu den Schikanen und Misshandlungen soll es vor allem in „Problemzimmern“ gekommen sein, in welche die Opfer oft tagelang eingesperrt waren. Drastische Bilder und ein Video von gedemütigten Flüchtlingen – teilweise mit posierenden, grinsenden Wachmännern – hatten deutschlandweit Entsetzen ausgelöst.

Anklage in 50 Fällen

Die Beschuldigten sind in rund 50 Fällen unter anderem wegen Freiheitsberaubung, gefährlicher Körperverletzung und Diebstahls angeklagt. Auch die stellvertretende Heimleiterin steht einem Gerichtssprecher zufolge vor Gericht.

Zudem wird zwei Mitarbeitern der Bezirksregierung Arnsberg Freiheitsberaubung durch Unterlassen vorgeworfen. Sie sollen von den Zuständen in der Notaufnahmeeinrichtung des Landes Nordrhein-Westfalen gewusst haben, aber nicht eingeschritten sein.

Der Skandal hatte auch eine politische Diskussion über Qualität und Standards in der Flüchtlingsunterbringung ausgelöst und die damalige rot-grüne Landesregierung von Hannelore Kraft (SPD) stark unter Druck gesetzt. Der private Heimbetreiber war sofort abgelöst worden, Teams zur Kontrolle in den Unterkünften wurden eingesetzt.