Es begann im zweiten Teil von „Harry Potter“: Rowling flocht Anspielungen ein, die auf Geschehnisse außerhalb der Handlung, oft in weiter Vergangenheit, verwiesen. Anspielungen, die noch niemand so recht verstehen konnte, die irgendwo im Vagen versandeten, sich aber spannend anhörten. Ein genialer Schachzug wohl und kein Zufall. So öffnete sie einen magischen Möglichkeitsraum, den sie beliebig ausbauen und erkunden kann.
Eine dieser Anspielungen betraf den Direktor der Zauberschule, den weißbärtigen Zauberer Albus Dumbledore. Sinngemäß hieß es, er habe früher einen gewaltigen, brutalen Krieg geführt gegen einen schwarzen Magier namens Gellert Grindelwald. Diese Geschichte, angesiedelt in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts, wird nun im zweiten Teil der Vorgeschichte zu „Harry Potter“ weitergeführt, nachdem sie im ersten Teil bereits angerissen worden war.
Die Freiheit, die er meint
Zum Inhalt nur ganz vorsichtig ein paar Worte – ähnlich wie das „Star Wars“- reagiert auch das „Harry Potter“-Publikum ganz besonders allergisch, wenn nur die kleinsten Details vorab verraten werden. Also: Grindelwald, gespielt von einem weiß geschminkten, stets ernst dreinschauenden Depp, ist aus der Haft entkommen und setzt seine demagogischen Fähigkeiten und seine Zauberkraft ein, um die magische Gemeinschaft möglichst gesammelt hinter sich zu scharen.
Er argumentiert damit, dass sämtliche Magierinnen, Zauberer und Fabelwesen momentan versteckt operieren müssten, weil sie von der Gesellschaft nicht geduldet würden. Grindelwald inszeniert sich als Freiheitskämpfer, rhetorisch durchaus geschickt, der die diskriminierte Zauberschaft zurück in die Freiheit führen will. In Wahrheit geht es ihm um Macht und darum, Unruhe zu stiften.
Alte Bekannte
Dumbledore (Jude Law), der Lehrer an der Zauberschule ist und zwar schon einen Bart, aber noch keinen langen weißen hat, soll Grindelwald zur Strecke bringen. Aber er weigert sich, und erst gegen Ende des Films wird aufgeklärt, warum – ein Puzzlestein im Verständnis der Potter’schen Welt. Gegen Grindelwald jedenfalls zieht stattdessen der junge Newt Scamander (Eddie Redmayne), der schon der Held von Teil eins der „Phantastischen Tierwesen“ war, in den Krieg.
Ebenfalls wieder mit von der Partie: Newts Love-Interest Tina (Katherine Waterston), ihre gedankenlesende Schwester Queenie (Alison Sudol), aus dem Zauberministerium Leta Lestrange (Zoe Kravitz – ja, das ist Lenny Kravitz’ Tochter, die man aus der „X-Men“-Reihe und aus „Mad Max: Fury Road“ kennt), der mächtige, aber noch rohe junge Zauberer Credence (Ezra Miller) und Jacob (Dan Fogler), der dicke Witzbold und Sidekick ohne magische Fähigkeiten.
Ein Herz für Magie
Ein bisschen Liebe, kindergerechte Action, sinnvoll eingesetzte 3-D-Technologie, jede Menge harmloser Humor – all das macht den Reiz von „Grindelwalds Verbrechen“ aus. Bezaubernd im wahrsten Sinne des Wortes sind vor allem die fabelhaften Tierwesen, von einem schnabeltierartigen Maulwurf über ein sprechendes grünes Zweigerl bis zu einem Fuchur ähnlich sehenden Drachenhund, der (zunächst) die Welt in Angst und Schrecken versetzt. Sie alle kann Newt in seinen unendlich großen Zauberkoffer packen und in seinem magischen Zoo pflegen.
Was die Story betrifft, drückt man dann gerne zwei Augen zu. Die ist recht kompliziert, weil sie an allen Ecken und Enden zur Vor-Vorgeschichte, der noch folgenden weiteren Vorgeschichte und der Potter-Reihe passen muss. Sämtliche losen Enden müssen irgendwo andocken, und dann sollen noch Cliffhanger eingebaut werden, die auf künftige Ereignisse neugierig machen, da bleibt wenig Platz für eine knackige, luftige Story.
Allzu abrupt, fast schon unelegant kommt das Ende daher, das kein Ende ist, aber auch kein wirklicher Teaser für Teil drei. Der Film hört einfach irgendwo mittendrin auf. Auf die Fortsetzung werden sich trotzdem alle freuen, die ein Herz für Magie haben.