IOM: Mehr als 700.000 Afghanen kehrten in Heimat zurück

Mehr als 700.000 Afghaninnen und Afghanen sind nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) in diesem Jahr aus den Nachbarländern Iran und Pakistan in ihre Heimat zurückgekehrt. Die überwiegende Mehrheit von ihnen, rund 671.000 Menschen, kamen aus dem Iran zurück. Das geht aus einem heute veröffentlichten IOM-Bericht hervor.

Die Zahlen beziehen sich nur auf jene Afghanen, die nicht beim UNO-Flüchtlingshochkommissariat (UNHCR) offiziell als Flüchtlinge registriert sind – also Menschen, die keine gültige Aufenthaltserlaubnis haben.

Viele kehren wegen Wirtschaftskrise im Iran zurück

Das IOM führte den Anstieg der Heimkehrerzahlen vor allem auf die Wirtschaftskrise im Iran zurück. Der iranische Rial hat seit Jahresbeginn stark gegenüber dem Dollar verloren, aber auch gegenüber dem Afghani abgewertet. Afghanen sind zudem im Iran hauptsächlich in der Schattenwirtschaft beschäftigt, und die Nachfrage für diese Art Beschäftigung ist drastisch gesunken.

Ein zweiter Grund könnte laut IOM die schwere Dürre in Westafghanistan sein. Sie habe seit Frühsommer vermutlich einen Migrationskreislauf ausgelöst: Afghanen wurden durch sie erst aus ihren Dörfern in größere Städte getrieben, was dort auf die Löhne drückte. Daher hätten mehr Afghanen ihr Glück im nahe gelegenen Iran versucht. Aufgrund der Wirtschaftskrise im Nachbarland hätten sie aber auch dort keine Arbeit finden können und seien zurückgekehrt.

Hohe Arbeitslosigkeit in Afghanistan

Afghanistan selbst leidet unter hoher Arbeitslosigkeit, einer schwachen Wirtschaftsentwicklung und hat eine große Anzahl von Binnenflüchtlingen aufgrund der schlechten Sicherheitslage. Nach Ansicht der UNHCR-Expertin Katinka Ridderbos verschärft sich die humanitäre Situation in Afghanistan zunehmend. Einerseits attackierten die Taliban sowie die Terrormiliz Islamischer Staat immer öfter gezielt Zivilisten, um ihre Macht zu demonstrieren, so Ridderbos kürzlich im APA-Interview.

Andererseits explodiere die Bevölkerungszahl in vielen afghanischen Städten aufgrund der vermehrten Abschiebungen bzw. Rückkehrer, wodurch die Suche nach Unterkünften und Jobs immer härter werde.