Saudi Arabiens Kronprinz Mohammed bin Salman Al Saud
Reuters/Amir Levy
Medienberichte

Saudi-Prinz für CIA hinter Khashoggi-Mord

Im Fall des ermordeten Journalisten Jamal Khashoggi (Dschamal Chaschukdschi) geht der US-Geheimdienst CIA von einem direkten Auftrag von Saudi-Arabiens Kronprinz Mohammed bin Salman aus. Das berichten mehrere US-Medien. US-Vizepräsident Mike Pence kündigte an, dass die USA die Verantwortlichen für die Ermordung zur Rechenschaft ziehen wollen.

Laut Zeitungsbericht wertete die CIA zahlreiche Geheimdienstquellen aus. Eine davon sei ein Telefonat Khashoggis mit dem saudischen Botschafter in den USA, Chalid bin Salman, der ein Bruder des Kronprinzen ist. Der Botschafter habe Khashoggi aufgefordert, das Konsulat in Istanbul aufzusuchen, um die gewünschten Dokumente zu erhalten, und habe ihm sicheres Geleit zugesagt.

Dem Blatt zufolge handelte der Botschafter auf Geheiß seines Bruders. Es sei aber unklar, ob der Botschafter wusste, dass Khashoggi getötet werden sollte. Mit der Angelegenheit vertraute Personen sagten am Freitag, die CIA habe andere Teile der US-Regierung über ihre Einschätzung informiert. Das US-Präsidialamt und das Außenministerium in Washington lehnten Stellungnahmen ebenso wie die CIA ab.

Die „New York Times“ schrieb weiter, die CIA-Anschuldigungen gegen Prinz Mohammed gründeten sich auch auf Telefonate des Einsatzteams, das Khashoggi tötete, mit hochrangigen Mitarbeitern des Kronprinzen. Aus den Mitschnitten gehe zwar hervor, dass Prinz Mohammed Khashoggi zurück nach Saudi-Arabien habe locken wollen. Er habe darin aber nicht die Forderung geäußert, den Regierungskritiker zu töten. Laut „New York Times“ hat die CIA keinen eindeutigen Beweis. US-Präsident Donald Trump sagte Samstagfrüh (Ortszeit), er sei noch nicht vom CIA unterrichtet worden.

Saudi-Arabien bestreitet Verstrickung

Die saudische Regierung bestreitet eine Verstrickung des Kronprinzen in den Mord an Khashoggi. Eine Sprecherin der saudischen Botschaft in Washington erklärte: „Die Behauptungen in dieser angeblichen Einschätzung sind falsch.“ Chalid bin Salman dementierte den Bericht. „Ich habe niemals mit ihm telefoniert und ihm gewiss niemals nahegelegt, aus irgendeinem Grund in die Türkei zu gehen“, so der Botschafter via Twitter.

US-Vizepräsident Mike Pence kündigte unterdessen an, dass die USA entschlossen seien, die Verantwortlichen für den Mord zur Rechenschaft zu ziehen. Die Medienberichte zur den Verstrickung des saudischen Königshauses wollte er nicht kommentieren. Pence sprach am Rande des Asien-Pazifik-Gipfels in Papua-Neuguinea von einer „Gräueltat“, die auch ein Affront gegen die Presse- und Meinungsfreiheit gewesen sei.

Die USA würden sich in ihrer Beurteilung „an die Fakten halten“. Zugleich werde man einen Weg finden, um die „starke und historische Partnerschaft“ mit Saudi-Arabien zu bewahren. Zuvor hatte unter anderem die „New York Times“ der US-Regierung vorgehalten, sie würde die neueste Geschichte der saudischen Führung akzeptieren.

Leiche zerstückelt und verschwunden

Khashoggi war unter ungeklärten Umständen bei einem Besuch des saudischen Konsulats in Istanbul am 2. Oktober verschwunden. Dort wollte der Journalist, der auch Leitartikel für die „Washington Post“ schrieb, Dokumente abholen, die er für seine geplante Hochzeit mit einer Frau aus der Türkei brauchte. Erst nach längerem Zögern räumte Saudi-Arabien ein, dass Khashoggi beim Versuch, ihn zur Rückkehr nach Saudi-Arabien zu bewegen, getötet worden sei. Sein zerstückelter Leichnam blieb bisher verschwunden.

In der CIA-Bewertung heißt es dazu laut „Washington Post“, Kronprinz Mohammed sei der „De-facto-Herrscher“ in Saudi-Arabien. Es sei daher eine allgemein anerkannte Einschätzung zum Khashoggi-Mord, „dass es keine Möglichkeit gab, dass das ohne sein Wissen oder seine Beteiligung geschah“, zitierte die Zeitung einen US-Vertreter. Prinz Mohammed sei zwar ein „guter Technokrat“, zugleich aber ein unberechenbarer Herrscher.

Staatsanwalt spricht Kronprinzen frei

Noch am Donnerstag hatte die Staatsanwaltschaft von Riad den Kronprinzen von dem international vielfach vorgebrachten Verdacht freigesprochen, die Ermordung angeordnet zu haben. Ein Sprecher der Behörde erklärte, der „Leiter des Verhandlungsteams“, das für den Einsatz nach Istanbul geflogen war, habe den Befehl zur Tötung Khashoggis erteilt. Die US-Regierung hat wegen Khashoggis gewaltsamen Todes 17 derzeitige und ehemalige Regierungsmitarbeiter des Königreichs mit Sanktionen belegt.

Der offiziellen Darstellung zufolge hatte ein 15-köpfiges Einsatzteam Khashoggi zur Rückkehr aus dem US-Exil nach Saudi-Arabien bewegen sollen. Der Einsatz sei aber in Gewalt ausgeartet. Khashoggi sei im Konsulat des Königreichs betäubt, getötet und zerteilt worden, erklärte die Staatsanwaltschaft. Nach Angaben aus Riad sind in dem Fall mittlerweile 21 Verdächtige in Haft, von denen elf angeklagt würden. Gegen fünf, die „das Verbrechen angeordnet und verübt haben“, werde die Todesstrafe gefordert, so ein Sprecher.