Das Wrack des Uboots ARA San Juan
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Entdecktes U-Boot-Wrack

Argentinien streitet über Bergung

Vor fast genau einem Jahr ist die „ARA San Juan“ auf den Grund des Südatlantiks gesunken, nun hat eine Suchmannschaft das Wrack des U-Boots der argentinischen Marine in den eisigen Tiefen geortet. Doch wie es jetzt weitergeht, steht in den Sternen. Der Regierung ist längst das Geld für umfassende Untersuchungen ausgegangen, die Angehörigen fordern die Bergung der sterblichen Überreste.

Doch das, was sie vonseiten der Politik aktuell zu hören bekommen, mindert die Wut kaum: Das Schiff sei in etwas mehr als 900 Metern Tiefe gefunden worden, bestätigte Verteidigungsminister Oscar Aguad. „Doch wir verfügen nicht einmal über die Mittel, um in diese Tiefen zu gelangen“, so Aguad am Samstag. „Wir haben auch keine Ausrüstung, um ein solches Schiff zu bergen.“

Die Familien der toten Seeleute aber wollen ihre Angehörigen beerdigen und fordern eine umfassende Aufklärung des Unglücks. „Wir wollen, dass das U-Boot an die Oberfläche geholt wird. Wir wollen die Wahrheit wissen, und die Justiz soll klären, wer dafür bezahlen muss“, sagte Juan Aramayo, der Vater eines Besatzungsmitglieds.

„Sie haben gewartet, bis ein Jahr vergangen ist“

Die Familien der Seeleute hatten vor allem unter der Ungewissheit über den Verbleib ihrer Angehörigen gelitten. Nach der Entdeckung des Wracks schwanken sie nun zwischen Erleichterung, Trauer und Wut. „Ich will wissen, was passiert ist“, sagte Oscar Vallejos, der Vater eines der Soldaten, im Fernsehsender C5N. „Sie wussten schon, wo sie sind, und haben gewartet, bis ein Jahr vergangen ist. Ich habe meine Zweifel. Welch ein Zufall.“

Das Wrack des Uboots ARA San Juan
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Erste Bilder des Wracks in gut 900 Metern Tiefe

Dreitägige Staatstrauer

Präsident Mauricio Macri ordnete eine dreitägige Staatstrauer an und versprach eine umfassende Untersuchung des Falls. Die „ARA San Juan“ war am 15. November 2017 mit 44 Seeleuten an Bord auf der Fahrt von Ushuaia im äußersten Süden Argentiniens nach Mar del Plata verschwunden. Zuvor hatte es technische Probleme an Bord gegeben. Außerdem wurde in der Nähe der letzten bekannten Position des U-Boots eine Explosion registriert.

Trauer am Jahrestag

Die Zeremonie zum Jahrestag des Unglücks war von der Trauer der Angehörigen beherrscht. Auch nach der Ortung des Wracks ist die Bergung der Leichen ungewiss.

6,5 Mio. Euro für Ortung

Entdeckt wurde das U-Boot von der für die Suche beauftragten privaten US-Firma Ocean Infinity rund 500 Kilometer östlich des Golfs San Jorge vor der patagonischen Küste. „Die Hülle ist noch in einem Stück, sie ist total deformiert und implodiert, aber ohne nennenswerte Risse“, erklärte Kapitän Gabriel Attis. Abgerissene Teile des U-Boots seien in einem Radius von 70 Metern um das Wrack gefunden worden.

Unmittelbar nach dem Unglück hatten die argentinische Streitkräfte, unterstützt durch Einheiten aus den USA und aus Russland, wochenlang erfolglos nach dem Wrack gesucht. Vor einigen Monaten engagierte die Regierung Ocean Infinity, um die Suche fortzusetzen. Die US-Firma war bereits kurz davor, die Suche einzustellen, weil die vertraglich festgelegten 60 Einsatztage beinahe ausgeschöpft waren. Für die Ortung des U-Boots soll Ocean Infinity nun 7,5 Mio. US-Dollar (6,5 Mio. Euro) erhalten.

Archivbild des U-Boots ARA San Juan
AP/Argentina Navy/Argentina Navy
Die „ARA San Juan“ auf einem Archivbild – das Aufnahmedatum ist unbekannt

Die „ARA San Juan“ mit einer Kiellänge von 65 Metern wurde im Auftrag der argentinischen Kriegsmarine von den damals dem Thyssen-Konzern gehörenden deutschen Nordseewerken gebaut und 1985 in Dienst gestellt. Das U-Boot mit einem dieselelektrischen Antrieb war für Tauchfahrten bis 300 Meter Tiefe ausgelegt.

„Den Abschied bereiten, den sie verdienen“

Am Donnerstag hatte sich das Verschwinden des U-Boots zum ersten Mal gejährt. „Als wir schon alle Hoffnung aufgeben wollten, haben wir sie gefunden“, sagte Luis Tagliapietra, der Vater eines der Soldaten an Bord der „ARA San Juan“. Der Anwalt befand sich an Bord des Suchschiffs „Seabed Constructor“, als das U-Boot geortet wurde.

„Ich verspüre eine Mischung aus tiefer Traurigkeit und dem Gefühl, die Schlacht gewonnen zu haben“, schrieb er vom Schiff aus in einer Botschaft an mehrere Medien. „Ab heute wird sich ein Teil der Wunde schließen“, so Isabel Polo, die Schwester eines Seemanns, im TV. Jorge Villarreal, der Vater eines weiteren Besatzungsmitglieds, sagte: „Jetzt wissen wir, wo unsere Kinder sind. Wir wollen ihnen den Abschied bereiten, den sie verdienen. So können wir Frieden finden.“