Risikoreiche Implantate: Firma ignorierte Warnungen

Ein Netzimplantat für die weibliche Vagina soll trotz dezidierter Warnungen auf den Markt gebracht worden sein, berichtet der „Guardian“ unter Berufung auf interne Dokumente des Herstellers Johnson & Johnson.

Interne E-Mails, die im Zuge einer US-Klage veröffentlicht wurden, zeigten, dass Mitarbeiter des US-Pharmariesen davor warnten, dass das Plastik, aus dem das Netz hergestellt wurde, verhärten und sich wie ein „Kartoffelchip“ innerhalb der Körper der Patientinnen einrollen könnte, schreibt die britische Zeitung. Durch das Schrumpfen könnten auch Schmerzen entstehen. Dennoch sei das Implantat Prolift 2005 auf den Markt und sieben Jahre lang vertrieben worden.

Laut „Guardian“ haben alleine in Großbritannien Zehntausende Frauen das Vaginalimplantat erhalten. Daten des britischen Nationalen Gesundheitsdienstes (NHS) würden zeigen, dass jede fünfzehnte Frau eine teilweise oder vollständige Entfernung des Implantats benötigen könnte. Auch Ärzte sollen Johnson & Johnson auf die unbewiesene Sicherheit des Produkts hingewiesen haben.

Recherchen zeigen große Risiken

Die Veröffentlichungen folgen einer weltweiten Recherche, bei dem das Internationale Netzwerk investigativer Journalisten (ICIJ) zahlreiche Unterlagen zu dem Thema („Implant Files“) ausgewertet hat. Mehr als 250 Journalisten und Journalistinnen von 59 Medien aus 36 Ländern arbeiteten dabei zusammen.

Weltweit würden immer mehr Menschen durch Implantate verletzt oder getötet. Allein in Deutschland gab es im vergangenen Jahr 14.034-mal Verletzungen, Todesfälle und andere Probleme in Zusammenhang mit Medizinprodukten wie künstlichen Hüft- und Kniegelenken, Brustimplantaten und Insulinpumpen, berichteten etwa die Sender NDR und WDR sowie die „Süddeutsche Zeitung“.