Raffinerie in Quatar
AP/Maneesh Bakshi
Streit mit Saudis

Katars OPEC-Ausstieg als symbolischer Akt

Der Golfstaat Katar hat am Montag seinen Ausstieg aus dem Ölkartell OPEC verkündet. Offiziell will sich der weltgrößte Exporteur von Flüssiggas weiter auf dessen Produktion konzentrieren. Doch Beobachter werten den Rückzug angesichts der Krise zwischen Katar und Saudi-Arabien als demonstrativen Widerstandsakt.

Der Streit tobt seit Sommer des vergangenen Jahres. Damals hatten Saudi-Arabien und dessen Verbündeter Bahrain dem kleinen Golfstaat Katar Unterstützung von Terrorismus vorgeworfen und einen politischen und wirtschaftlichen Boykott über das Land verhängt. Ägypten und die Vereinigten Arabischen Emirate zogen nach. Doha hatte in den vergangenen Jahren eine relativ eigenständige Politik gefahren – zum Ungemach Saudi-Arabiens.

„Unser Potenzial ist Gas“, sagte Energieminister Saad Scherida al-Kaabi am Montag bei der Verkündung des Ausstiegs. Die Entscheidung zum Rückzug aus der OPEC habe „nichts mit der Blockade“ zu tun. Viel mehr wolle das Land sich in Zukunft auf Erdgas konzentrieren. Die Entscheidung basiere auf „technischen und strategischen“ Erwägungen. Es sei „ineffizient, sich auf etwas zu konzentrieren, das nicht dein Kerngeschäft ist und das dir langfristig nicht nutzen wird“. Kaabi zufolge will Katar die Gasförderung bis spätestens 2024 von jährlich 77 Millionen Tonnen auf 110 Millionen Tonnen erhöhen. Beim Erdöl liegt Katar auf dem elften Platz und gehört damit zu den kleinsten Förderern in der OPEC.

„Von einem einzelnen Land geführt“

Allerdings richtete der Minister auch eine unverkennbare Spitze gegen das dominierende OPEC-Mitglied Saudi-Arabien, das als Weltmarktführer täglich elf Millionen Barrell Öl produziert und die Organisation de facto anführt. „Wir sagen nicht, dass wir aus dem Ölgeschäft aussteigen, aber dieses wird von einer Organisation kontrolliert, die von einem einzelnen Land geführt wird“, sagte er. Katar habe in dem Kartell kaum etwas zu sagen.

Grafik zur OPEC
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA/BP

Tatsächlich könnte Katars Ausstieg Saudi-Arabiens Bemühungen um eine einheitliche Haltung der OPEC-Länder schwächen. Katars Entscheidung kommt zu einem Zeitpunkt, an dem Nicht-OPEC-Länder wie Russland immer größeren Einfluss auf den Ölpreis nehmen. In OPEC-Kreisen wurde der Rückzug Katars in erster Linie als symbolischer Akt gewertet. „Sie sind kein großer Produzent, aber haben einen großen Anteil an der Geschichte der Organisation“, hieß es dort.

Algeriens früherer Energieminister Chakib Chelil betonte die psychologische Bedeutung von Katars Entscheidung. Dieser könnten sich andere OPEC-Mitglieder anschließen und damit Konsequenzen aus den jüngsten Alleingängen Saudi-Arabiens ziehen, so Chelil. Die Organisation stehe womöglich vor einem historischen Wendepunkt.

Beziehung zu Iran stört Riad

Katar fördert zwar nur wenig Erdöl, deckt aber rund ein Drittel des weltweiten Flüssiggasbedarfs. Das macht es zu einem der reichsten Staaten der Welt. Das Gas stammt vom South-Pars-Feld vor der Küste des Emirats, dem größten Gasfeld der Welt. Katar teilt es sich mit dem Iran. Die Beziehung zwischen dem schiitischen Iran – dem Erzfeind Saudi-Arabiens – und Katar ist ein weiterer Streitpunkt zwischen den Golfstaaten.

Katar war seit 1961 Mitglied der OPEC. Der Ausstieg erfolgt wenige Tage vor dem nächsten Treffen der Organisation in Wien. Derzeit deutet alles darauf hin, dass die 2016 beschlossene Förderkürzung beim kommenden Halbjahrestreffen am Donnerstag und Freitag in Wien verlängert oder gar verschärft wird. Laut der internationalen Energieagentur liegt der Bedarf an OPEC-Öl für das Jahr 2019 rund 1,7 Millionen Barrel unter der aktuellen Produktion.

Die Ölpreise haben am Montag stark zugelegt. Grund dafür waren vor allem die Entspannung im Handelsstreit zwischen den USA und China sowie der erneuerte Pakt zwischen Russland und Saudi-Arabien zur stärkeren Kontrolle des Ölmarkts. Die Nachricht von Katars Ausstieg wurde indes gelassen aufgenommen. Fachleute erwarten angesichts der relativ geringen Fördermenge im Golfemirat keine größeren Verwerfungen oder Preisschwankungen.