Pariser Klimaziele: Experten sehen Blockade durch Regierung

Mitglieder des nationalen Klimaschutzkomitees haben heute bei einer Pressekonferenz einen Appell an die Bundesregierung gerichtet, das Erreichen der Pariser Klimaziele zu ermöglichen. Eine diesbezüglich Stellungnahme erging an Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP), hieß es. „Die Blockade liegt in Österreich auf der obersten Ebene“, erläuterte Klimaexpertin Helga Kromp-Kolb das Vorgehen.

In den Ländern, in den Kommunen und in der Bevölkerung würde man die Problematik des Klimawandels zum Teil schon verstehen, sagte Kromp-Kolb bei der Veranstaltung, deren Anlass der Konsultationsentwurf des Nationalen Energie- und Klimaplans (NEKP) für Österreich war.

Diesem fehlen laut der Expertin die Pariser Klimaziele als Grundlage, er orientiere sich weiterhin an den 2030-Zielen der EU, der für Österreich eine Reduktion der Treibhausgasemissionen im Ausmaß von 36 Prozent vorsieht.

Laut Kromp-Kolb ist mit dem derzeitigen NEKP nicht einmal das realistisch. Um aber das aus wissenschaftlicher Sicht inzwischen als notwendig erachtete 1,5-Grad-Ziel zu erreichen, brauche es mehr.

Klimawandel ohne menschlichen Einfluss unmöglich

Zweifel am vom Menschen gemachten Klimawandel, die etwa FPÖ-Chef und Vizekanzler Heinz-Christian Strache zuletzt im Interview mit dem „Standard“ (Freitag-Ausgabe) äußerte, seien mit Hinblick auf die Veränderungen in der Lufthülle, den Ozeanen und den Gletschern obsolet, merkte Gottfried Kirchengast vom Grazer Wegener Center für Klima und Globalen Wandel (WEGC) an. Diese wären ohne den menschlichen Einfluss schier unmöglich.

Das gegenwärtige Tatsachenwissen habe sich selbst gegenüber 2014 derartig weiterentwickelt, da könne man sich seine Haltung nicht mehr aussuchen, die Bekämpfung des Klimawandels sei daher eine Aufgabe, der man sich „stellen muss“, hielt der Wissenschaftler fest.

Aussage von Strache „unwürdig“

VCÖ-Expertin Ulla Rasmussen forderte eine umfassende Mobilitätswende, es brauche allein 250 Millionen Euro pro Jahr für den Ausbau der Radinfrastruktur. Höchstgeschwindigkeiten auf Autobahnen und Straßen müssten gesenkt werden, die Raumordnung müsste adaptiert werden, ebenso die Wohnbauförderung.

Johannes Wahlmüller, Klimasprecher von Global 2000, verwies abschließend noch einmal auf die „sehr schlechte Klimabilanz“ Österreichs mit steigenden Emissionen, während in der gesamten EU eine 20-prozentige Reduktion gegenüber dem Basisjahr 1990 erreicht worden sei. Was die Aussage des Vizekanzlers betrifft, so sei eine solche „eines offiziellen Vertreters unserer Republik völlig unwürdig“.