SPD will Thilo Sarrazin aus Partei ausschließen

Der SPD-Vorstand will erneut versuchen, den früheren Berliner Finanzsenator und umstrittenen Autor Thilo Sarrazin aus der Partei auszuschließen. Die Thesen Sarrazins seien nicht mit den Grundsätzen der SPD vereinbar, und er füge der Partei einen „schweren Schaden“ zu, teilte Generalsekretär Lars Klingbeil heute mit.

Austrittsaufforderung nach neuem Buch

Im Sommer hatte die SPD-Spitze Sarrazin aufgefordert, die Partei freiwillig zu verlassen, nachdem er sein islamkritisches Buch „Feindliche Übernahme“ vorgestellt hatte. Eine Arbeitsgruppe wurde zudem damit beauftragt, das Buch zu prüfen und die Möglichkeit eines Parteiausschlussverfahrens auszuloten.

Thilo Sarrazin
APA/AFP/John Macdougall

„Die Untersuchungskommission hat jetzt einen umfassenden und sehr fundierten Bericht vorgelegt“, sagte Klingbeil. Auf dieser Grundlage habe der Parteivorstand entschieden, ein neues Parteiordnungsverfahren einzuleiten. Ziel sei der Ausschluss Sarrazins aus der SPD.

SPD bereits zweimal mit Rauswurf gescheitert

Die SPD ist schon zweimal mit dem Versuch gescheitert, den früheren Berliner Finanzsenator aus der Partei zu werfen. Sarrazin hatte unter anderem als Auflage bekommen, sich nicht parteischädigend zu verhalten. Er ist als Autor vor allem für seinen 2010 erschienen Bestseller „Deutschland schafft sich ab“ bekannt.

Die Hürden für einen Parteiausschluss sind generell hoch, damit er nicht als Instrument missbraucht werden kann, missliebige Menschen loszuwerden. Der frühere Ministerialbeamte, Staatssekretär, Senator und Bundesbanker hatte im Sommer gesagt, er fühle sich in der SPD „nach wie vor gut aufgehoben“.

Sarrazin: „Teil des Machtkampfes“

Sarrazin zeigte sich vom Verfahren nicht überrascht. Er warte nun in Ruhe ab, „was der SPD-Vorstand mir schreiben wird“, sagte er dem Berliner „Tagesspiegel“ (Dienstag-Ausgabe). Aus seiner Sicht sei der Beschluss des Vorstands, ein Parteiordnungsverfahren gegen ihn einzuleiten, „Teil des innerparteilichen Machtkampfes um die künftige Linie der SPD“.