Französische Polizisten
Reuters/Christian Hartmann
Straßburg-Anschlag

Weitere Verdächtige verhaftet

Sechs Tage nach dem Anschlag von Straßburg mit fünf Toten hat die französische Polizei zwei weitere Verdächtige festgenommen. Die Justiz legt ihnen nach eigenen Angaben vom Montag zur Last, eine Rolle bei der Beschaffung der Tatwaffe gespielt zu haben. Gegen einen dritten Verdächtigen aus dem Umfeld des mutmaßlichen Attentäters Cherif Chekatt, der bereits früher festgenommen worden war, wurde ein Ermittlungsverfahren eingeleitet.

Das wurde aus Justizkreisen bestätigt. Gegen ihn wird unter anderem wegen Beteiligung an einer terroristischen Vereinigung ermittelt. Der Verdächtige kam in Untersuchungshaft. Das nun eingeleitete Verfahren kann am Ende zu einem Strafprozess führen, falls die Ermittler ausreichend Beweise gegen den Beschuldigten sehen. Andernfalls können sie das Verfahren auch wieder einstellen.

Weitere sechs Männer, die nach dem Anschlag festgenommenen worden waren, sind inzwischen wieder auf freiem Fuß. Chekatts Eltern und zwei seiner Brüder waren am Samstag freigekommen, zwei weitere Verdächtige am Sonntag – „mangels Beweisen“. Chekatt hatte am Dienstagabend in der Straßburger Innenstadt auf Passanten geschossen und eingestochen. Zwei Tage später erschoss die Polizei den flüchtigen Angreifer beim Versuch, ihn festzunehmen.

Gab es Komplizen?

Unklar ist weiterhin, ob der polizeibekannte und als Gefährder eingestufte Angreifer Komplizen hatte und ob die Tat islamistisch motiviert war. Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) hatte den Anschlag kurz nach dem Tod Chekatts für sich beansprucht. Innenminister Christophe Castaner äußerte in einer ersten Reaktion jedoch erhebliche Zweifel an dem Bekenntnis.

Kerzen und Blumen
Reuters/Vincent Kessler
Kerzen und Blumen in Zentrum Straßburgs im Gedenken an die Opfer

Zahl der Toten auf fünf gestiegen

Erst am Sonntag musste die Zahl der Toten erneut nach oben korrigiert werden: Nach Angaben der Staatsanwaltschaft erlag ein 36-jähriger Pole seinen schweren Verletzungen durch die Tat. „Mein Bruder Barto Pedro Orent-Niedzielski hat uns eben verlassen“, schrieb der Bruder des Opfers auf Facebook. Der polnische Staatsbürger wohnte seit zwei Jahrzehnten in der elsässischen Stadt.

Chekatt hatte den 36-Jährigen am Dienstagabend schwer verletzt. Der Mann war in Begleitung des Italieners Antonio Megalizzi unterwegs, der ebenfalls schwer verletzt wurde und am Freitag starb. Bekannten zufolge wollten der Pole und mehrere seiner Freunde den Angreifer am Betreten einer Bar hindern. Später hieß es aber, sie seien nicht vor der Bar, sondern in einer Straße attackiert worden.

Orent-Niedzielski arbeitete unter anderem für ein europäisches Comic-Festival und berichtete als Journalist aus dem Europaparlament in Straßburg. EU-Parlamentspräsident Antonio Tajani äußerte am Sonntag im Kurzbotschaftendienst Twitter seine Trauer über den Tod des Polen: „Möge er ihn Frieden ruhen.“