„Spiegel“-Reporter fälschte seine Geschichten

Das deutsche Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ hat einen Betrugsfall im eigenen Haus aufgedeckt. Der Redakteur Claas Relotius habe in „großem Umfang seine eigenen Geschichten gefälscht und Protagonisten erfunden“, heißt es in einem in der Onlineausgabe heute veröffentlichten Bericht.

Aufgedeckt worden sei der Fall nach internen Hinweisen und eigenen Recherchen. Der Redakteur räumte die Vorwürfe laut „Spiegel“ ein. Relotius habe sein Büro am Sonntag geräumt und seinen Vertrag am Montag gekündigt.

Der Journalist schrieb erst als freier Mitarbeiter für den „Spiegel“, seit anderthalb Jahren war er als Redakteur fest angestellt. Von ihm waren dem „Spiegel“ zufolge seit 2011 knapp 60 Texte im Heft und online erschienen.

Kommission wird eingesetzt

Erste Verdachtsmomente habe es nach einem im November veröffentlichten Text gegeben. Der Journalist habe in mehreren Fällen zugegeben, Geschichten erfunden oder Fakten verzerrt zu haben. Seinen eigenen Angaben zufolge sind mindestens 14 Geschichten betroffen und zumindest in Teilen gefälscht.

Die Leitung des „Spiegel“ will eine Kommission aus internen und externen Experten einsetzen. Sie sollen den Hinweisen auf Fälschungen nachgehen. Die Ergebnisse sollen öffentlich dokumentiert werden.

„NZZ“ prüft Artikel

Auch die „Neue Zürcher Zeitung“ („NZZ“) könnte von dem Betrugsfall betroffen sein. Der Chefredakteur der Sonntag-Ausgabe, Luzi Bernet, kündigte via Twitter an, sämtliche Artikel des Journalisten auf mögliche „Falschinformationen“ zu prüfen.

Der „Spiegel“-Redakteur hatte zwischen 2012 bis 2014 insgesamt sechs Artikel für die „NZZ am Sonnntag“ verfasst.