Österreich, Ägypten und der Fes

Aktuell sind die Beziehungen zwischen der EU bzw. Österreich und Ägypten vor allem vom Migrationsthema beherrscht. Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) lobte erst diese Woche – angesichts des Besuchs von Präsident Abdel Fattah al-Sisi in Wien beim EU-Afrika-Forum – wieder die Rolle Ägyptens dabei, Migranten und Flüchtlinge auf dem Weg nach Europa aufzuhalten. Es gab aber auch eine Zeit, als es mehr Österreicher nach Ägypten zog. Und eine nicht unwesentliche Rolle in den Beziehungen spielte die traditionelle Kopfbedeckung, der Fes.

Zwischen 1863 und 1866 verzeichnete das österreichische Generalkonsulat in der ägyptischen Mittelmeer-Stadt Alexandria eine Zuwanderung von 3.000 auf 9.000 Angehörige der k.u.k.-Monarchie. Sie wurden damals vor allem durch den Baumwollhandel und die Baumwollbörse in Alexandria angezogen.

Viertgrößte ausländische Community

Die österreich-ungarische Gemeinde war damals in Ägypten nach den Griechen, Italienern und Franzosen die viertgrößte Ausländergemeinde. Interessanterweise lebten damals mehr Österreicherinnen als Österreicher im Land am Nil. Das lag an dem hohen Anteil an Dienstmädchen, Mägden und Köchinnen. Ansonsten arbeiteten die Österreicher als Beamte in der ägyptischen Verwaltung, als Angestellte in Banken und Kaufhäusern oder als Kaufleute.

Aber auch viele Schneider, Dienstboten, Musiker und Mechaniker waren unter den österreichischen Einwanderern. Dazu kamen durchaus Wirtschaftsbeziehungen – zwei Drittel der Kleidungsimporte in Ägypten stammten etwa aus der Habsburgermonarchie.

Hauptlieferant für Fes-Stoff

Eine historische besondere Beziehung stellt der Fes – die im Osmanischen Reich typische, meist rote, Kopfbedeckung mit Quaste – zwischen den beiden Ländern her. Denn der Fes oder Tarbusch, wie er in Ägypten genannt wird, wurde ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts aus einem roten Filzstoff gefertigt, der vorwiegend in der Habsburgermonarchie produziert wurde. Beim letzten Tarbousch-Macher in der Altstadt Kairos stammt der Filzstoff bis heute aus Österreich.

Die Kopfbedeckung gilt heute als Inbegriff des Orientalischen. Zuletzt tauchte der Fes in einem als rassistisch kritisierten FPÖ-Video mit dem Titel „Pech gehabt Ali“ auf, in dem ein Migrant namens Ali die gleiche Kopfbedeckung trägt. Sie war im 19. Jahrhundert allerdings auch in Europa verbreitet und wurde im Biedermeier etwa auch in Österreich als Zeichen der Gemütlichkeit gern getragen.