Instagram-seite der Schuhmarke „Allbirds“
Instagram (Montage)
Von Matratzen bis Turnschuhen

Instagram und die Minimalismus-Agentur

Keine Schnörkelschrift, wenig Klimbim und ja nicht auffallen: Minimalistische Matratzen, Turnschuhe, aber auch Zahnpasta erobern die Instagram-Feeds weltweit. Der Grund: Ein einziges US-Designstudio ist für deren Logos und Produktdesign verantwortlich.

Egal welches Produkt – ob zum Schlafen, Essen oder zum Laufen – das New Yorker Designstudio Red Antler setzt auf minimalistisches Design, knallige Farben und serifenlose Schrift. Mit der Optik überzeugte das Unternehmen nicht nur erfolgreiche Start-ups wie den Onlinematratzenhändler Casper, die Sportschuhmarke Allbirds aus dem Silicon Valley oder den Online-Beauty-Box-Dienst BirchBox, sondern vor allem deren junge Kundschaft. Und viele davon erreichen die Unternehmen über Plattformen wie Instagram, Facebook und YouTube.

Aus der „Millennials im Supermarkt“-Umfrage des Unternehmensberaters Roland Berger vom September geht unter anderem hervor, dass fast die Hälfte der Befragten in Deutschland, die zwischen 18 und 38 Jahre alt sind, sich Videos solcher Firmen in Sozialen Netzwerken ansehen. Mehr als jeder Vierte der 2.000 Befragten hat bereits ein Produkt oder eine Dienstleistung über Instagram und Co. gekauft.

Inspiration von Airbnb, Google, Instagram und Co.

Wie wichtig Instagram für die Marketingarbeit von Start-ups ist, zeigt auch eine YouGov-Analyse vom Frühling: Instagram wächst demnach nicht nur stark, 40 Prozent seiner Nutzer gaben zudem an, Instagram zu nutzen, um sich über ihre Lieblingsmarken am Laufenden zu halten und dort auch mehr Werbung in Form von Influencer-Beiträgen wahrzunehmen als etwa auf Facebook.

Und so überrascht es auch wenig, dass die Firmen in Zusammenarbeit mit Red Antler in Sachen Logo und Produktdesign den Tech-Konzernen Airbnb, Google und Facebook bzw. Instagram ähneln, wenn nicht sogar anpassen: Sie sind hell, unverspielt und simpel. „Sie (die Logos, Anm.) müssen sich schnell kommunizieren lassen – und besonders auf Instagram auf sehr kleinem Raum“, so Simon Endres, der Mitbegründer des Designstudios Red Antler, gegenüber dem Fachmagazin „Fast Company“.

Generell arbeitet Red Antler mit Unternehmen zusammen, die sich auf ein Produkt spezialisieren – was auch die Vermarktung auf einer Fotoplattform wie Instagram erleichtert. „Man muss keine komplexe Geschichte erzählen“, so Enders weiter.

Start-ups setzen auf Wellnesstrend

Einige der Start-ups bauen neben dem Minimalismus-Prinzip auf einen weiteren großen Trend, mit dem sich derzeit viel Geld verdienen lässt: Wellness und Gesundheit. Der Onlinematratzenhersteller setzte zu Beginn auf eine einzige „perfekte“ Matratze und nahm so im ersten Jahr nach seiner Gründung rund 100 Millionen Dollar ein. Über Instagram versucht Casper mittels Motivationssprüchen und Bildern von in dicken Decken gewickelten Menschen – aber auch Hunden – junge Kundschaft für sich zu begeistern.

Paradoxerweise setzen die Unternehmen bei der Vermarktung ihrer Produkte auf Soziale Netzwerke, die eine beträchtliche Rolle dabei spielen, dass junge Menschen mit gesundheitlichen Folgen wie Stress und Kopfschmerzen zu kämpfen haben.

Machen Soziale Netzwerke unglücklich?

Aus einer Umfrage der österreichischen „Initiative Schmerzlos“ ging hervor, dass 76 Prozent der 2016 befragten Jugendlichen in den vergangenen sechs Monaten unter Kopfschmerzen litten. Erst im November wurde bekannt, dass Allgemeinmedizinerinnen und Allgemeinmediziner diese Zahl sogar deutlich unterschätzten. Als Triggerfaktoren – besonders in Schulen – nannten sie hohen Medienkonsum (88,2 Prozent) sowie den übermäßigen Umgang mit dem Smartphone und Social Media (76,5 Prozent).

Eine Studie der San Diego State University vom Jänner deutete zudem an, dass Jugendliche, die weniger Zeit am Smartphone verbringen, glücklicher sind. „Wie viele Firmen können sich noch als letzte Sprosse auf der Leiter zur absoluten Gesundheit und Zufriedenheit präsentieren, bevor wir realisieren, dass all das nur Zeug ist?“, hinterfragt „Fast Company“ das Phänomen des minimalistischen Instagram-Designs.