Türkei verschiebt Offensive gegen Kurden in Nordsyrien

Die Türkei verschiebt die geplante Offensive gegen die kurdische Miliz YPG und die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) in Nordsyrien. Das kündigte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan heute an. Unter anderem habe ihn ein Telefonat mit Trump dazu bewogen, mit der Offensive noch „eine Weile zu warten“, sagte Erdogan in Istanbul.

Allerdings werde die Türkei den Angriff nicht ewig verschieben, sagte er weiter. Erdogan versicherte, dass die Türkei gegen den IS kämpfen und das Land von der Terrormiliz „säubern“ könne. Die Türkei wollen mit einer Operation Syrien von „Elementen der YPG und des IS “ säubern.

Erdogan hatte zuvor angekündigt, „in einigen Tagen“ eine neue Offensive gegen die syrische Kurdenmiliz zu starten. Die Ankündigung stieß in der US-Regierung auf Kritik, da auch zahlreiche US-Soldaten in Nordsyrien zur Unterstützung der YPG stationiert sind.

Trump: „Okay, macht ihr es“

Erdogan telefonierte daher mehrfach mit Trump. Wie die türkische Zeitung „Hürriyet“ nun berichtete, überzeugte Erdogan in einem Telefonat am Montag Trump, seine Truppen aus Syrien abzuziehen. Demnach fragte Trump in dem Gespräch, ob die Türken „die letzten IS-Elemente aufräumen werden, wenn wir aus Syrien abziehen“. Erdogan habe ihm daraufhin gesagt, die Türkei habe schon mal in Nordsyrien gegen die IS-Miliz gekämpft.

„Okay, macht ihr es“, sagte Trump laut „Hürriyet“ daraufhin. Anschließend habe der US-Präsident seinen Nationalen Sicherheitsberater John Bolton angewiesen, den Truppenabzug einzuleiten. Am Mittwoch überraschte Trump dann seine Verbündeten mit der Ankündigung, alle 2.000 US-Soldaten aus Syrien abzuziehen, da die IS-Miliz besiegt sei. Auch die YPG war offenbar nicht vorab über die Abzugspläne informiert.

Der Abzug aus Syrien war offenbar auch Auslöser für den Rücktritt von US-Verteidigungsminister Jim Mattis. Nach dessen Rücktritt fordern US-Verbündete nun Klarheit über die künftige Sicherheitspolitik der Regierung in Washington.

Deutschland irritiert über Rückzug

„Weil die USA eine so überragende Rolle und Verantwortung für die globale Sicherheitsarchitektur haben, ist es für alle wichtig, schnell Klarheit über die Nachfolge und den künftigen Kurs zu bekommen“, sagte etwa Deutschlands Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen. Mattis sei immer ein verlässlicher Stabilitätsanker in der NATO und in den transatlantischen Beziehungen gewesen.

Über den Rückzug der US-Truppen aus Syrien hatte sich zuvor die stellvertretende deutsche Regierungssprecherin Ulrike Demmer irritiert gezeigt. „Die Bundesregierung hat die Entscheidung der USA, über die sie vorab nicht informiert worden ist, zur Kenntnis genommen“, so Demmer in Berlin. Als Verbündeter und Teil der Anti-IS-Koalition hätte man eine vorherige Konsultationen mit der US-Regierung über einen Abzug der US-Truppen als hilfreich empfunden.