Auch sei die Eruption des Vulkans Krakatau nicht besonders groß gewesen. Es habe keine „signifikanten“ seismischen Erschütterungen gegeben, die auf einen Tsunami hindeuteten. Dieser sei infolge einer Kettenreaktion entstanden, wie das deutsche Geoforschungszentrums Potsdam erklärte: Demnach erschütterte ein Beben der Stärke 5,1 in etwa einem Kilometer Tiefe die als Sundastraße bekannte Meerenge.
Außerdem sei etwa zeitgleich der Vulkan Anak Krakatau ausgebrochen. Noch sei unklar, ob der Vulkanausbruch oder das Beben dann einen Erdrutsch ausgelöst habe, meinen die deutschen Experten. Dieser Landrutsch wiederum sei vermutlich die Ursache des Tsunamis gewesen.
Opferzahl dürfte noch steigen
Die Behörden erwarten, dass die Opferzahlen noch steigen dürften – auch weil die Flutwellen mitten in der Urlaubssaison über beliebte Touristenstrände hereinbrachen. Mindestens 222 Menschen kamen ums Leben – nicht alle Opfer seien bisher geborgen worden, nicht alle Daten lägen bisher vor, hieß es. Mindestens 843 Menschen seien verletzt worden – 28 Menschen werden laut Behörden noch vermisst.
Wasserwand schleuderte Band von Bühne
Ein dramatisches, in den Sozialen Netzwerken veröffentlichtes Video zeigt eine Wasserwand, die in ein Konzert der Popband Seventeen kracht, die Band von der Bühne schleudert und sich ins Publikum ergießt. Frontmann Riefian Fajarsyah schrieb auf Instagram, dass der Bassist und der Road Manager der Band getötet worden seien und seine Frau vermisst werde.
Laut der Indonesischen Agentur für Geophysik war die Ursache für die Katastrophe vermutlich ein Ausbruch des in der Meerenge liegenden Vulkans Anak Krakatau, der wiederum einen Unterwassererdrutsch zur Folge hatte. Demnach ereignete sich die Eruption am Samstagabend um 21.03 Uhr (Ortszeit), 24 Minuten später sei der Tsunami auf Land getroffen.
Retter suchen nach Überlebenden
Rettungskräfte durchkämmten am Sonntag weiter die Schuttberge nach Überlebenden. Hunderte Gebäude wurden nach Behördenangaben zerstört. Verschlimmert wurde die Situation dadurch, dass gleichzeitig Flut herrschte, wie Katastrophenschutzsprecher Sutopo Nugroho erklärte. Nach seinen Worten kamen sowohl in der zu Sumatra gehörenden Provinz Lumpang auf der nördlichen Seite der Sundastraße Menschen zu Tode als auch in Javas Provinz Banten, die südlich der Meerenge liegt.
Viele Strandunterkünfte für Touristen
Einige der am heftigsten getroffenen Gegenden befinden sich in Banten, wo es viele Strandunterkünfte für Touristen gibt. Angesichts der Urlaubssaison herrschte dort Hochbetrieb. Nugroho zufolge wurden mindestens 430 Häuser, neun Hotelanlagen, zehn Schiffe und Dutzende Autos beschädigt. Schwere Schäden durch den Tsunami wurden unter anderem vom Urlauberstrand Carita gemeldet. Nugroho verbreitete via Twitter Videoaufnahmen, auf denen Trümmerhaufen vor zerstörten Häusern und völlig demolierte Autos zu sehen waren.
Indonesien liegt auf dem Pazifischen Feuerring, der geologisch aktivsten Zone der Erde. Für die Einwohner sind Erdbeben, Tsunamis und Vulkanausbrüche keine neue Erfahrung. Der Inselstaat hat so viele aktive Vulkane wie kein anderes Land der Welt.
Keine Österreicher betroffen
Vom Tsunami dürften keine Urlauber und Urlauberinnen aus Österreich betroffen sein. „Es gibt keine Hinweise auf österreichische Opfer“, teilte der Sprecher des Außenministeriums, Peter Guschelbauer, am Sonntagvormittag auf APA-Anfrage mit. Bisher hätten sich auch keine Angehörigen gemeldet, die in Indonesien urlaubende Familienmitglieder vermissen, ergänzte Guschelbauer.
Die österreichische Botschaft in Jakarta stehe in dauerndem Kontakt mit den indonesischen Behörden, heißt es in einer Aussendung des Außenministeriums. „Unser tiefes Mitgefühl gilt den Familien und Freunden der Opfer“, so FPÖ-Außenministerin Karin Kneissl.
Traurige Erinnerung an 2004
Beim Tsunami zu Weihnachten 2004 starben dort mehr als 160.000 Menschen, so viele wie nirgendwo sonst in der Region. Insgesamt kamen damals in den östlichen Anrainerstaaten des Indischen Ozeans etwa 230.000 Menschen ums Leben.
Durch Unterwassererdrutsch ausgelöst
Der Tsunami hat eine Spur der Verwüstung gezogen. Ausgelöst wurde er durch einen Unterwassererdrutsch nach einem Vulkanausbruch. (Videoquelle: APTN/National Disaster Management Agency; CNN)
Vor knapp drei Monaten wurde die bei Urlaubern beliebte indonesische Insel Sulawesi von einem schweren Erdbeben und einem dadurch ausgelösten Tsunami heimgesucht, der mehr als 2.200 Menschen das Leben kostete. Damals machte sich unter vielen Indonesiern Verbitterung breit über die aus ihrer Sicht zu langsame Reaktion der indonesischen Behörden auf die Katastrophe.