Ausschreitungen nach Selbstverbrennung in Tunesien

Die Selbstverbrennung eines Journalisten in Tunesien hat in dem nordafrikanischen Land Ausschreitungen ausgelöst. Nach der Beerdigung des 32-jährigen Abdel Razaq Zorgi errichteten Dutzende Demonstranten in der Nacht auf gestern in Kasserine eine Barrikade aus brennenden Autoreifen und blockierten die Hauptverkehrsstraße. Die Polizei setzte Tränengas ein. Am Nachmittag gab es erneut Zusammenstöße.

Die Proteste hatten kurz nach der Beerdigung des Journalisten begonnen. Der Mann aus Kasserine, im Westen des Landes, war Montagabend seinen Verletzungen erlegen, nachdem er sich aus Protest gegen die hohe Arbeitslosigkeit und die allgemeine Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage in der Region selbst angezündet hatte. In einem Video hatte er gesagt, er wolle eine Revolution starten. Kasserine liegt 270 Kilometer von der Hauptstadt Tunis entfernt.

Erinnerung an „arabischen Frühling“

Bei den Zusammenstößen wurden nach Angaben des Innenministeriums sechs Sicherheitskräfte leicht verletzt. Neun Menschen seien festgenommen worden. Am Nachmittag gingen erneut Dutzende Demonstranten auf die Straße, wieder wurde Tränengas eingesetzt. Vor dem Gouverneurssitz kam es zu Straßenschlachten.

Eine Selbstverbrennung in Tunesien hatte Ende 2010 den „arabischen Frühling“ ausgelöst. Am 17. Dezember 2010 hatte sich in Sidi Bouzid der junge Gemüsehändler Mohamed Bouazizi aus Verzweiflung über seine Lage angezündet und damit landesweite Proteste ausgelöst – auch in Kasserine. Der Aufstand trieb im Jänner 2011 den langjährigen Machthaber Zine El Abidine Ben Ali aus dem Amt. Es kam zu ähnlichen Protesten in Ägypten, Libyen, Jemen, Bahrain und Syrien.