Gigant mit Abgründen: Gerard Depardieu wird 70

Rühmlich sind die Schlagzeilen nicht, die Frankreichs Schauspiellegende Gerard Depardieu noch kurz vor seinem Geburtstag fabriziert hat: Im Sommer dieses Jahres wurden Vorwürfe gegen Depardieu wegen Vergewaltigungen und sexuellen Übergriffen laut – Anschuldigungen, die der Schauspieler kategorisch zurückweist.

Depardieu ist seit Jahrzehnten als Anhänger des Exzesses bekannt, ob in der Schauspielkunst, beim Essen oder beim Alkohol. Auch seine Exzentrik, seine politischen Ansichten sowie seine Nähe zu in Europa kritisierten Diktatoren sorgten oft genug für Aufregung. Heute wird Depardieu 70 Jahre alt – ein Dokumentarfilm, der 2019 herauskommen wird, soll ein neues Schlaglicht auf das Urgestein des französischen Films werfen.

Russischer Staatsbürger

Darin mutet zunächst die Szenerie einmal mehr als skurril an: Depardieu besuchte im Herbst eine Militärparade in Nordkorea, Bilder zeigten ihn Machthaber Kim Jong Un zuwinkend. Die Reise diente allerdings der Doku, die den Titel „70“ tragen soll, wie der Dokumentarfilmer und Schriftsteller Yann Moix erklärte. Dabei gehe es auch um den 70. Geburtstag der Demokratischen Volksrepublik Nordkorea, sagte Moix.

Gerard Depardieu, Vladimir Putin
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Depardieu und Putin: Freunde und Landsmänner

In Frankreich sorgte der Besuch aber dennoch für scharfe Kritik. Verteidigungsministerin Florence Parly sagte: „Ich sehe Depardieu lieber in ‚Cyrano von Bergerac‘ als bei den Militärparaden von Kim Jong Un.“ Die Franzosen haben ohnehin ein gespaltenes Verhältnis zu Depardieu, seit er 2012 aus Steuerspargründen nach Belgien ging und später die russische Staatsbürgerschaft annahm. Seitdem pries er wiederholt Russland als „große Demokratie“ und zeigte sich freundschaftlich verbunden mit Russlands Präsident Wladimir Putin und auch dem tschetschenischen Potentaten Ramsan Kadyrow.

Mehr als 200 Filme gedreht

Depardieu wurde am 27. Dezember 1948 in eine Arbeiterfamilie in Chateauroux geboren und durchlebte eine schwierige Kindheit und Jugend, geprägt von Kleinkriminalität und Hilfsjobs. In den 1960er Jahren entdeckt er über einen Freund in Paris das Theater. Nach Rollen auf der Bühne und im Film wird er 1974 mit einem Schlag mit dem Film „Die Ausgebufften“ berühmt.

Gerard Depardieu
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Depardieu bei der Cesar-Verleihung mit Deneuve

Im Laufe seiner gut 50-jährigen Karriere brachte es Depardieu auf mehr als 200 Kino- und Fernsehfilme. Darunter so bekannte wie das Historiendrama „Cyrano von Bergerac“ von 1990, das für fünf Oscars nominiert wurde. Im selben Jahr wurde „Green Card – Scheinehe mit Hindernissen“ nicht nur in den USA zum Erfolg. Ein großes Publikum fand Depardieu auch als Obelix in den „Asterix“-Filmen ab den 1990er Jahren.

Auch für Netflix vor der Kamera

„Der Mann ist finster, aber der Schauspieler ist überragend“, sagte Catherine Deneuve einmal über Depardieu. Sie spielte 1980 in „Die letzte Metro“ von Francois Truffaut an seiner Seite – der erste Film, für den Depardieu mit dem Filmpreis Cesar ausgezeichnet wurde.

Zuletzt drehte Depardieu kleinere Filme an der Seite bekannter Schauspielerinnen wie Isabelle Huppert und Juliette Binoche. Auch für den Onlinedienst Netflix stand er vor der Kamera: In der Politserie „Marseille“ spielte er 2016 einen Bürgermeister, der gegen mafiöse Strukturen kämpft.

Auf sein Leben als „Enfant terrible“ blickte Depardieu in seinem autobiografischen Buch „Monstre“ (Monster) vom Herbst 2017 zurück. Darin legte er zahlreiche Bekenntnisse ab, etwa über seine frühere Alkoholsucht und seine Frauen. Depardieu hat vier Kinder aus drei Beziehungen anerkannt. Im Jahr 2008 musste er den Tod seines Sohnes Guillaume verkraften, der an den Spätfolgen eines Motorradunfalls starb.