Orban-Kritiker wünscht sich „klarere ÖVP-Haltung“

Der ehemalige Weggefährte und heutige Kritiker von Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban, der Pastor Gabor Roszik, würde sich von der ÖVP eine „klarere Haltung“ gegenüber dessen „antidemokratischer, anti-christlich-demokratischer und antikonservativer Politik“ wünschen. Gegenüber dem von der ÖVP herausgegebenen Linzer „Volksblatt“ sagte Roszik: „Wenn die ÖVP ganz klar gegen Orban aufträte, würden das viele Ungarn begrüßen.“

„Es ist in Ungarn wichtig, was österreichische Politiker sagen“, so Roszik in der Donnerstag-Ausgabe des „Volksblatts“. Zwar habe er von ÖVP-Bundeskanzler Sebastian Kurz schon kritische Worte über Orban gehört, erklärte Roszik. „Aber das ist nicht genug.“ Leider habe auch die Europäische Volkspartei (EVP) nicht den Mut dazu, Orbans FIDESZ-Partei auszuschließen, bedauerte Roszik, der 1989 im Zuge der Wende im kommunistischen Ungarn als erster freier Abgeordneter ins ungarische Parlament gewählt worden war.

Orban „damals klar ein Liberaler“

Vor 30 Jahren war er mit Orban auf einer Linie, erinnerte sich der Pastor: „Wir kämpften gemeinsam gegen die kommunistische Diktatur. Orban war damals klar ein Liberaler. Das hat sich 1994 von einem Tag auf den anderen geändert, als die Sozialisten zurück an die Macht kamen.“

Heute denke er aber manchmal, es sei in Ungarn „schlimmer als vor 30 Jahren“, sagte Roszik. „Wir befinden uns in einer demokratischen Diktatur. Vor 30 Jahren wussten wir genau, wer der Feind ist. Heute haben wir eine Regierung, die sich konservativ und christlich-demokratisch nennt, aber gegen alle diese Prinzipien verstößt. 95 Prozent der Medien befinden sich in der Hand der Regierungspartei von Viktor Orban. Die ganze Gesellschaft ist derart manipuliert, dass viele Menschen glauben, alles sei in Ordnung in Ungarn.“