Toter bei Protesten gegen Frauen in Hindu-Tempel

Bei Protesten gegen den Besuch von zwei Frauen eines Hindu-Tempels im Süden Indiens hat es mindestens einen Toten und 15 Verletzte gegeben.

Bei einer Protestkundgebung der hinduistisch-nationalistischen Bharatiya-Janata-Partei (BJP) von Regierungschef Narendra Modi sei gestern ein Mensch von Steinewerfern getötet worden, sagte heute ein Sprecher der Polizei in Kerala. Mindestens 15 weitere Menschen seien bei anderen Zwischenfällen in dem Bundesstaat verletzt worden.

Polizisten verhaften einen Demonstranten
APA/AFP

Gestern hatten sich erstmals zwei Frauen Zutritt zum Sabarimala-Tempel in Kerala verschafft. Unter Polizeischutz betraten die beiden kurz vor Sonnenaufgang heimlich den Tempel, zu dem Hindu-Traditionalisten trotz eines anders lautenden Gerichtsurteils Frauen im gebärfähigen Alter weiter den Zutritt verwehren. Der Sabarimala-Tempel ist einer der heiligsten Tempel der Hindus.

Heftige Proteste in mehreren Städten

Ihre Aktion sorgte in mehreren Städten für heftige Proteste. Vor dem Parlament in Keralas Hauptstadt Thiruvananthapuram lieferten sich gegnerische Gruppierungen gewalttätige Auseinandersetzungen. Die Polizei setzte Tränengas, Wasserwerfer und Blendgranaten gegen die Demonstranten ein. Auch in anderen Städten gab es Proteste. Heute wurden zusätzliche Sicherheitskräfte eingesetzt, um weitere Gewalt zu verhindern.

Das Oberste Gericht des Landes hatte im September nach einem jahrelangen Rechtsstreit das Zutrittsverbot für Frauen zwischen zehn und 50 Jahren zu dem Tempel aufgehoben. Frauenaktivistinnen versuchten seither immer wieder vergeblich, zu dem auf einem Berg gelegenen Schrein für den Gott Ayyappa zu gelangen. Sie wurden jedoch stets von Hindu-Traditionalisten abgehalten.