Wegen Lawinengefahr gesperrte Zufahrt nach Ginzling
APA/ZOOM.TIROL
Heftige Schneefälle

Viele Straßensperren, Ortschaft evakuiert

Starker Schneefall und teils stürmischer Wind haben am Samstag wie erwartet den Großteil Österreichs in Atem gehalten. Große Lawinengefahr, viele Straßensperren, Evakuierungen, abgeschnittene Dörfer und Staus waren die Auswirkungen. Eine Entspannung der Situation war zunächst nicht in Sicht. Im Salzburger Pinzgau wurde eine Person bei einem Lawinenabgang verschüttet.

Die Lawine ging kurz vor 13.00 Uhr bei der Schützingalm in Thumersbach bei Zell am See ab. Ein Einsatz mit Rettungshubschraubern war nicht möglich. So stiegen Bergretter aus Saalfelden und Zell am See sowie Hundeführerteams zu Fuß auf, bis sie den Einheimischen unterkühlt, aber sonst unverletzt bargen – mehr dazu in salzburg.ORF.at.

Mitglieder der Bergrettung
APA/BERGRETTUNG
Ein Skitourengeher wurde in Salzburg von einer Lawine verschüttet. Die Person konnte unverletzt geborgen werden.

Prekäre Lage in der Obersteiermark

Besonders prekär war die Lage nach wie vor in der Obersteiermark. Es gab neue Straßensperren, vor allem in dem am stärksten betroffenen Bezirk Liezen. Die Experten beurteilten die Lawinengefahr in den nördlichen Landesteilen weiterhin mit „groß“, also Stufe vier der fünfteiligen Skala.

Verkehrssituation

Der Neuschnee beeinträchtigt auch den Verkehr – das Ö3-Verkehrsservice bietet mit einer interaktiven Karte einen Überblick über die aktuelle Verkehrssituation in ganz Österreich.

Laut einem Bericht der Landeswarnzentrale Steiermark wurde etwa die Ennstal Bundesstraße (B320) zwischen Trautenfels und Espang gesperrt. In Wildalpen wurden die Straßen nach Hinterwildalpen und Rothwald gesperrt, ebenso die Hochschwabstraße nach Weichselboden – mehr dazu in steiermark.ORF.at.

In Schladming wurden die Straßen ins Ober- und Untertal gesperrt. Weiters nicht passierbar ist die Straße zwischen Ober- und Unterlaussa in St. Gallen, der Koppenpass zwischen Bad Aussee und Obertraun (Oberösterreich) und im Bezirk Weiz der Pfaffensattel zwischen Semmering und Rettenegg.

In der Steiermark schaufeln Feuerwehrmänner das Dach eines Seniorenwohnheims ab
APA/BFV LIEZEN/Christoph Schlüsslmayr
Einsatzkräfte befreiten das Dach eines Seniorenwohnheims in Gröbming von den Schneemassen

Straßensperren weiter aufrecht

Die bereits in den vergangenen Tagen verfügten Straßensperren, etwa jene ins Sölktal, blieben weitgehend aufrecht. Mehrere Ortschaften sind somit weiter eingeschneit und nicht über Straßen erreichbar. Die Straße auf die Planneralm wurde am Vormittag vorübergehend geöffnet, um eingeschlossenen Touristen die Abreise zu ermöglichen. Im Laufe des Tages kamen mehrere Straßensperren dazu, so die Straße über den Triebenpass zwischen Trieben und St. Johann am Tauern (Bezirk Murtal), weiters die Verbindungsstraße zwischen Döllach und Ketten nahe Liezen und die Zufahrt nach Zwanzenbichl (Gemeinde Landl).

Häuser wegen Lawinengefahr evakuiert

In der Ortschaft St. Johann am Tauern in der Gemeinde Pölstal wurden wegen der großen Lawinengefahr 14 Häuser evakuiert. Die Menschen wurden in der Gemeinde untergebracht. In Hohentauern waren rund 550 Personen eingeschlossen. Insgesamt waren in der Steiermark 1.500 bis 1.700 Personen durch Sperren nur erschwert bis gar nicht erreichbar, ernste Versorgungsengpässe gab es aber zunächst nicht – mehr dazu in steiermark.ORF.at.

Die Situation auf der Autobahn A10 Villach Richtung Salzburg, Höhe Auffahrt Altenmarkt.
APA/Arno Melicharek
Die Tauernautobahn in Salzburg wurde am Samstag vorübergehend gesperrt

In den eingeschneiten Gemeindeteilen von Sölk arbeiteten die Feuerwehrleute an der Trinkwasserversorgung, weil die Hauptwasserleitung beschädigt war. Sorge bereitete den Feuerwehren, dass viele Hydranten eingeschneit waren.

Zahlreiche Unfälle

Die winterlichen Straßenverhältnisse sorgten auch für Unfälle. Bei Mürzzuschlag etwa wurde ein 26-jähriger Pkw-Lenker verletzt. Laut Polizei war er am Samstag gegen 2.30 Uhr auf einem Forstweg stecken geblieben. Als er versuchte zurückzuschieben, geriet der Pkw über die Böschung, überschlug sich mehrmals und kam nach rund 40 Metern zum Stillstand.

Auch in Kärnten gab es Unfälle. Auf der mit Schnee bedeckten Hochrindl-Landesstraße kam am Freitag gegen 16.30 Uhr eine 24-jährige Klagenfurterin mit ihrem Pkw ins Schleudern und krachte gegen einen Baum. Die Verletzte wurde ins Klinikum Klagenfurt eingeliefert.

Lawinensituation bleibt angespannt

Mit einer Entspannung der Lawinensituation war vorerst nicht zu rechnen. Laut Prognosen der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik sollen die Schneefälle wie auch der Wind in der Steiermark am Samstag wie am Sonntag anhalten, auch für den Kärntner Bezirk Spittal ist weiterer Neuschnee vorhergesagt. Die Lawinengefahr in den nördlichen Teilen der Steiermark und im Nordwesten Kärntens bleibt groß bzw. erheblich (Stufe vier bzw. drei). In der Steiermark könnte sie bis zum Sonntag noch ansteigen.

Zahlreiche Staus

Das Wetter und der Rückreiseverkehr aus den Weihnachtsferien sorgten für zahlreiche Staus. Hauptbelastet waren nach Angaben des ÖAMTC die Verbindungen von Ungarn Richtung Deutschland, speziell in Nieder- und Oberösterreich. So wurde die Wiener Außenringautobahn (A21) am Vormittag wegen hängen gebliebener Lkws gesperrt – mehr dazu in noe.ORF.at.

Auch in Oberösterreich behinderten hängen gebliebene Lkws den Verkehr auf der Innkreisautobahn (A8) Richtung Suben, mehrere Kilometer Stau waren die Folge, so der ÖAMTC. Behinderungen und Staus gab es auch auf der Westautobahn (A1) im Seengebiet.

Tauernautobahn in Salzburg wird gesperrt

Am Nachmittag sperrte die ASFINAG wegen Schneeräumung vorübergehend die Tauernautobahn (A10) auf Salzburger Seite – am Nachmittag wurde sie wieder für den Verkehr freigegeben – mehr dazu in salzburg.ORF.at. Um einen Lawinenabgang auf Autobahn vorzubeugen, wird die ASFINAG am Sonntagvormittag erneut bei Flachau im Pongau eine kontrollierte Sprengung durchführen. Die Autobahn wird deshalb am Sonntagvormittag für eine Stunde in beide Fahrtrichtungen gesperrt, teilte die Autobahnbetreibergesellschaft am späten Samstagnachmittag mit.

Die Katschberg Bundesstraße (B99) war zunächst noch mit Schneeketten befahrbar, allerdings verschlechterten sich die Verhältnisse. Auch auf der Turracher Straße (B95) herrschte Schneekettenpflicht.

Schon davor war die Rückreise über die A10 nur schleppend vorangegangen. Dazu reichte vom Grenzübergang Walserberg der Stau zeitweise bis über den Knoten Salzburg zurück. Es staute abschnittsweise auch auf der Loferer Straße (B178) und der Salzachtal-Straße (B311). In Tirol brauchten Autofahrer unter anderem auf der Fernpassstrecke (B179) Richtung Bayern etwa eine Stunde länger. Zusätzlich verschärft wurde die Situation durch zahlreiche Streckensperren wegen Lawinengefahr – mehr dazu in tirol.ORF.at.

„Erhebliche Neuschneemengen“

In den beiden westlichsten Bundesländern Tirol und Vorarlberg blieb die Lawinengefahr am Samstag weiterhin angespannt. Bis Sonntag soll sie weiträumig die Stufe vier erreichen. In besonderen Lagen in Tirol war das bereits der Fall. Die Meteorologen erwarteten bis Sonntagfrüh „erhebliche Neuschneemengen“, hieß es in den beiden Lawinenwarndiensten von Samstag.

In Osttirol und in den südöstlichen Teilen Nordtirols an der Grenze zu Salzburg war bereits am Samstag Stufe vier ausgegeben worden. Die zweithöchste Warnstufe soll bereits am Samstagnachmittag in weiteren Teilen Nordtirols gelten. Denn verbreitet sollten 40 bis 70 Zentimeter Schnee fallen, lokal könnte es auch mehr sein.

Die Feuerwehren waren in Niederösterreich von den teils starken Schneefällen und den damit verbundenen widrigen Straßenverhältnissen gefordert worden. Bis zum frühen Nachmittag wurden die Helfer bereits zur mehr als 90 Verkehrsunfällen gerufen. Bei einem Frontalzusammenstoß im Bezirk Gänserndorf kam eine Person ums Leben, weitere vier wurden verletzt.

Auch Bayern hat zu kämpfen

Andauernde Schneefälle haben auch den südlichen Teil Bayerns im Griff. Für den Alpenrand und den Bayerischen Wald gab der Deutsche Wetterdienst (DWD) am Samstag eine Unwetterwarnung heraus: Es wurden weiterhin heftige Schneefälle und auch Schneeverwehungen erwartet. Bis Montag könnte es auch in tieferen Lagen bis zu 50 Zentimeter Neuschnee geben, in den Chiemgauer und Berchtesgadener Alpen sogar bis zu einen Meter.

Am Münchner Flughafen führte der Schnee zu großen Beeinträchtigungen. Inzwischen stehe fest, dass am Samstag mindestens 120 Flüge ausfallen, sagte eine Sprecherin. Noch am Vormittag wurde mit 90 Annullierungen gerechnet. Die Sprecherin schloss nicht aus, dass die Zahl noch weiter steigt. Zudem gibt es massive Verspätungen. Mindestens 70 Flüge heben erst mit einer Verzögerung von einer Stunde oder mehr ab.

Mann joggt in Thessaloniki
APA/AFP/Sakis Mitrolidis
Aus Thessaloniki erwartet man für gewöhnlich andere Bilder

Probleme auch andernorts

Starke Schneefälle haben in der Nacht auf Samstag auch weite Teile Nord- und Mittelgriechenlands erfasst und zahlreiche Verkehrsprobleme verursacht. Wie das öffentlich-rechtliche Fernsehen (ERT) berichtete, konnten Räumfahrzeuge nur mühsam die Fahrbahn der wichtigen Nord-Süd-Verkehrsachse frei halten – sie verbindet die Hafenstadt Thessaloniki mit Athen. Im Flughafen von Thessaloniki harrten Hunderte Menschen die Nacht über aus, weil viele Flüge ausgefallen waren. In einigen Regionen fiel der Strom aus. Auch in den nächsten Tagen soll es schneien.